Herne/Mülheim. . Investitionen werden auf einen dreistelligen Millionenbetrag beziffert. Dampfturbine und Generator werden im Mülheimer Siemens-Werk gefertigt.
Das Gas- und Dampfkraftwerk, das der Essener Energiekonzern Steag in Herne plant, soll Siemens schlüsselfertig bauen. Vertreter beider Unternehmen unterzeichneten am Dienstag einen entsprechenden Vertrag, wie die Steag mitteilte. Die endgültige Baugenehmigung der Bezirksregierung Arnsberg erwartet der Kraftwerksbetreiber Mitte 2019.
Von der geplanten Investition, die Steag gestern auf einen „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ bezifferte, soll der Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet in doppelter Hinsicht profitieren: Herne erhält ein zusätzliches Großkraftwerk. Die technischen Herzstücke, die Dampfturbine und der Generator, sollen im Mülheimer Siemens-Werk gefertigt werden. Die Kraftwerkssparte des Münchner Konzerns leidet unter der Energiewende. Die Zahl der Bestellungen neuer Großturbinen ist dramatisch eingebrochen. Am Standort Mülheim sollen wegen der Auftragsflaute deshalb mehr als 700 der 4500 Arbeitsplätze abgebaut werden.
„Exzellente Expertise als Kraftwerksbauer“
„Wir sind überzeugt, dass Siemens der richtige Partner für dieses wichtige und zukunftsweisende Projekt ist“, sagte Steag-Chef Joachim Rumstadt. Der Konzern verfüge über eine „exzellente Expertise als Kraftwerksbauer“. Der geplante Neubau in Herne sei überdies „eine gute Nachricht für den Energie-Standort Herne und das Ruhrgebiet“, so Rumstadt.
Siemens soll das Kraftwerk am Rhein-Herne-Kanal im Stadtteil Baukau schlüsselfertig bauen. Der Block mit einer elektrischen Leistung von 600 Megawatt wird mit Erdgas befeuert. Zusätzlich soll das Kraftwerk 400 Megawatt Dampf auskoppeln, der in das Fernwärmenetz der Steag eingespeist wird. Herne ist der zentrale Einspeisepunkt für das Fernwärmenetz des Essener Versorgers.
Herner Kraftwerk muss bis Dezember 2022 am Netz sein
Mit einem Gesamtnutzungsgrad von 85 Prozent soll das Kraftwerk „eine der effizientesten, umweltfreundlichsten und außerdem leisesten Anlagen der Welt sein“, teilt Steag mit. Ein ähnliches Kraftwerk hatte Siemens zuletzt für die Stadtwerke Düsseldorf gebaut.
Für Steag und Siemens drängt die Zeit. Nach ihren Angaben muss das Herner Kraftwerk bis spätestens Ende Dezember 2022 dauerhaft am Netz sein. Nur dann könne man von Fördermitteln nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz profitieren, teilte Steag mit. Die Baugenehmigung wird erst Mitte 2019 erwartet.