Rüttenscheid. Wohnbebauung im großen Stil auf dem ehemaligen Firmengelände der Spedition Paas – das will die Stadt. Von den Lokalpolitikern hagelt es Kritik.
Mit Unmut und Kritik reagiert die Bezirksvertretung II auf den Entschluss der Stadt, das ehemalige Gelände der Spedition Paas an der Ursula-/Ecke Manfredstraße, ausschließlich mit Wohnhäusern zu bebauen. In ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag erfuhren die Bezirksvertreter von Andreas Müller, stellvertretender Leiter des Amtes für Stadtplanung, dass der Bebauungsplan mittlerweile beschlossene Sache sei.
Laut Müller befände man sich auf der Zielgeraden: Die Bürger hätten sich zu dem öffentlich ausliegenden Plan nicht mehr geäußert, der städtebauliche Vertrag sei unterzeichnet, nächste Woche werde der Rat dem vorliegenden Bebauungsplan zustimmen.
18.000 Quadratmeter Wohnfläche soll geschaffen werden
Auf dem 12.000 Quadratmeter großen Gelände sollen demnach rund 18.000 Quadratmeter Wohnfläche geschaffen werden; 30 Prozent davon werden öffentlich gefördert. Auch ein Spielplatz und Grünflächen sind geplant.
Baustart für 2020 geplant
Der Entwurf für das ehemalige Grundstück der Spedition Paas (früher Zeche Langenbrahm) sieht rund 180 Wohnungen vor. Neben frei finanzierten und öffentlich geförderten Mietwohnungen können auch Eigentumswohnungen realisiert werden. Baustart ist voraussichtlich im Jahr 2020.
Auch auf einer weiteren bislang gewerblich genutzten Fläche, nämlich auf dem früheren Holz-Conrad-Gelände an der Walpurgisstraße, entstehen derzeit 96 Wohnungen und eine Kindertagestätte.
Kritik gibt es aus den Reihen der Bezirksvertretung nicht nur an der zu späten Information über den Beschluss, sondern vor allen an der realen Lärmbelästigung, denen die zukünftigen Bewohner ausgesetzt sein werden. Tatsache ist: Die unmittelbar an das Grundstück angrenzende A 52 rauscht Tag und Nacht, und die einen Steinwurf entfernte Feuerwache ist ebenfalls 24 Stunden in Betrieb.
„Dieser Lärm ist gesundheitsgefährdend. Da kann doch niemand wohnen“, entrüstet sich SPD-Stadtteilpolitiker Peter Lankes. Die Lärmproblematik habe man im Blick und gelöst, entgegnet indes Andreas Müller. Sieben Meter hohe Schallschutzwände würden die voraussichtlich sechs- bis siebengeschossigen Wohngebäude abschirmen; dazu sei auch in Planung, dass Fenster, die an der Seite der A 52 lägen, nicht geöffnet werden können. „Oder man setzt eine zweite Glasfront, eine so genannte Prallscheibe, als Lärmschutz vor die Fassade“, so der Experte weiter. Wichtig sei, dass der gesetzlich vorgeschriebene Innenraumlärmpegel eingehalten werde.
IGR-Vorsitzender Krane plädiert für Gewerbenutzung
Auch Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), kann sich mit dem vorliegenden Bebauungsplan nicht anfreunden. „Auf dem Gelände war aufgrund der Lärmbelästigung immer Gewerbe angesiedelt und so sollte es meiner Meinung nach auch bleiben“, sagt er. Rüttenscheid bräuchte nicht nur attraktive Wohnungen, sondern auch gewerbliche Flächen. „Rüttenscheid soll ein Mischgebiet bleiben.“
Gar kein Verständnis zeigt Krane für die geplanten Lärmschutzmaßnahmen: „Wer will schon vor einer Glasscheibe wohnen? Oder Fenster haben, die sich nicht öffnen lassen?“ Seiner Meinung nach werde es schwer, die dort entstehenden Wohnungen zu vermieten. Doch selbst wenn der IGR und die Stadtteilpolitiker ihre Bedenken und ihre Kritik zum Ausdruck bringen: Die politische Entscheidung über den Bebauungsplan wird das nicht mehr ändern.