Essen. Das neue Museum Folkwang ist fertig. Der für die Kunst wegweisende Bau trägt die Handschrift des britisches Stararchitekten David Chipperfield, der zuletzt das Neue Museum auf der Berliner Museumsinsel verwirklichte.

Nein, verlaufen kann man sich im neuen Museum Folkwang trotz seiner Größe nicht. Wer den Parcours vollendet hat - so wie jetzt Journalisten und Fotografen an der Seite von David Chipperfield - hat sofort eines begriffen: die Einfachheit, mit der das Haus trotz seiner großen Ausmaße funktioniert. Man wird fast automatisch durch die hohen und größtenteils von Tageslicht durchfluteten Räume gelenkt. Sei es zurück in den Eingangsbereich, oder - weitaus wichtiger - direkt zur Kunst. Jedenfalls dorthin, wo sie künftig gezeigt wird.

Architektonische Verbindung zum Altbau

Chipperfield nimmt sich Zeit, berichtet ruhig von den Anfängen seiner Zeit mit Essen, mit Folkwang, nachdem er 2006 den Architektenwettbewerb für den von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung finanzierten Museumsneubau gewonnen hat. Drei Dinge seien ihm von Anfang an wichtig gewesen. Die Anbindung des Museums an die Stadt. Die Zusammenfassung der öffentlichen Bereiche auf einer Ebene. Und mit einem weitergedachten Hofkonzept auch in der Formensprache eine architektonische Verbindung zum Altbau des Hauses aus den 1950-er Jahren zu realisieren.

Die Kunst, die bald dort zu sehen sein wird, ist der Star. Der 56-jährige Brite, der international als Museums-Architekt gefragt ist, lässt keinen Zweifel zu über das, was bei ihm Priorität hat. Nein, man wollte bewusst kein Feuerwerk der Architektur abbrennen. Etwas Ruhiges, der außerordentlichen Sammlung Angemessenes sollte es sein. Aber auch eine Formensprache, die Sympathie zwischen vorhandenen und neuen Bauteilen fördert, die der älteren Architektur mit Respekt gegenüber tritt.

Immer offene Seite zur Stadt hin

Natürlich habe ihn auch die Umgebung mit ihren kleinen Parks, die Hauptverkehrsstraße mit Resten großbürgerlichen Bauens der vorletzten Jahrhundertwende, oder die umliegenden Bürogebäude beeinflusst. Er wollte nie gegen das Umfeld bauen. Alle drei Höfe sind nicht geschlossen umbaut. Es gibt immer eine offene Seite zur Stadt hin.

Chipperfield schuf so Sichtachsen nach außen, die zugleich Orientierungspunkte in Innern bilden. Blickbezüge, wie man sie vom klassischen englischen Landschaftsgarten ebenso kennt wie von den mittlerweile zeitlos-modernen Bauten etwa eines Mies van der Rohe. Es ist die Synthese aus gewollter Offenheit und Transparenz mit bewusst konzipierten Rückzugsmöglichkeiten, die Chipperfields vielteiliger Struktur bei aller Weitläufigkeit auch das Gefühl von Schutz vermitteln. Ein menschlicher Bau, der auch als leere Hülle schon fasziniert.