Essen. . Der Essener Jannik Mlynek (20) leidet an einer schweren Augenerkrankung. Mit viel Power meistert er sein Leben. Seine mitreißende Art macht Mut.

Wenn Jannik Mlynek mit seinen Freunden Computerspiele spielt, sitzt er direkt vor dem Bildschirm und alle anderen sind auf dem Sofa. Wenn er in Gesellschaft Fernsehen schaut, ist es ähnlich. Er könnte das Gerät umarmen, die anderen verfolgen den Film aus der normalen Entfernung. Janniks Augen haben ein Problem. Das rechte schafft nur drei Prozent, das linke kommt auf 15 Prozent Sehkraft. Der 20-jährige Essener leidet unter Morbus Stargardt.

Jannik Mlynek (20) muss regelmäßig in die Essener Uniklinik kommen, damit seine Sehschärfe überprüft wird.
Jannik Mlynek (20) muss regelmäßig in die Essener Uniklinik kommen, damit seine Sehschärfe überprüft wird. © Socrates Tassos

So heißt eine Erkrankung der Netzhaut, die dazu führt, dass er sein Umfeld wie ein Puzzle sieht, in dem vor allem in der Mitte große Teile fehlen. Was anderen Menschen mit Sehproblemen Mut machen könnte, ist die Einstellung des jungen Mannes: Jannik fühlt sich kaum beeinträchtigt. Er lacht viel, findet einen Weg über fast jede Hürde des Alltag und erzählt so hinreißend über sein Leben mit der Beeinträchtigung, dass er als Motivationstrainer arbeiten könnte.

Anfangs wollte Jannik seine Sehprobleme geheim halten

„Für mich war die Diagnose gar kein Schock. Es hat sich ja nichts geändert“, sagt er, wenn er zurückdenkt an die Zeit, zu der klar wurde, dass irgendetwas nicht stimmt. 13 war er, als er nicht mehr länger erwarten konnte, dass ihm seine Schulkollegen weiterhin zuflüstern, was der Lehrer gerade an die Tafel geschrieben hatte. Er selbst konnte es nicht mehr lesen. „Ich hatte meine Probleme anfangs geheim gehalten, weil ich als Jugendlicher keine Brille tragen wollte.“ Heute weiß er, dass eine Brille seine Augen auch nicht wieder perfekt gemacht hätte. Er benötigt andere Hilfen.

Im Alltag bietet ihm das Smartphone eine enorme Unterstützung. Fahrpläne beispielsweise fotografiert er ab und zieht sie sich auf dem Bildschirm riesengroß. Zu Hause setzt er ein professionelles Lesegerät für Texte ein. „Es gibt heute gute Hilfsmittel und viele Apps für Sehbehinderte. Die Technik ist eine große Erleichterung“, sagt Dr. Barbara Schaperdoth-Gerlings. Bei der Leitenden Oberärztin der Sehbehinderten-Ambulanz im Essener Uniklinikum ist Jannik Mlynek regelmäßig in Behandlung. Er wird sie auch am 25. Mai im Haus der Technik treffen, wenn die Klinik ihren großen Tag der Sehbehinderten ausrichtet mit vielen Aktionen (siehe Infokasten).

Zwei Wünsche wird sich Jannik wohl nie erfüllen können

Die Ärztin erklärt, dass es in Fällen wie Janniks üblich sei, dass die anderen Sinne stärker werden, wenn einer schwächelt. Während seine Sehkraft immer weiter nachlässt, kann der Essener beispielsweise hervorragend hören oder auswendig lernen. Er spielt Gitarre und Fußball und fährt Downhill-Mountainbike, also ziemlich waghalsig holprige Wege hinunter (was er super findet und seine Mutter weniger).

„Ja, vielleicht lasse ich im Alltag häufiger ein Wasserglas fallen als andere, aber das ist es auch schon.“ – Fast. Denn zwei große Wünsche wird er sich wohl niemals erfüllen können: Das Berufsziel Polizist und den Führerschein. Selbstverständlich weiß er sich auch hier zu helfen. Er möchte jetzt Grafikdesigner werden und fährt einfach bloß nachts selbst Auto – im Traum.

>> Sehbehinderten-Aktionstag im Haus der Technik

  • Zum „Tag der Sehbehinderten“ bietet die Sehbehinderten-Ambulanz der Universitäts-Augenklinik am Samstag, 25. Mai, etliche Aktionen im Haus der Technik, Hollestraße 1. Von 9.30 bis 16 Uhr ist jeder eingeladen, sich einen Überblick über neue Hilfsmittel, Förderungsmöglichkeiten, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen zu verschaffen.
  • Experten beraten und halten Vorträge zu Themen wie Netzhauterkrankungen, Sehhilfen oder Catarct und Glaukom. Erwartet wird auch Clara Klug, die bei den Paralympics Bronze im Blinden-Biathlon geholt hat. Der Eintritt zu dem Aktionstag ist frei.