Sie können sich glücklich schätzen, wenn Sie diesen Text auf dieser Zeitungsseite lesen können. Birger Altenbeck kann es nicht. Der 38-Jährige leidet an Retinitis pigmentosa, einer Erkrankung, die eine Zerstörung der Netzhaut zur Folge hat und oft zur völligen Erblindung führt.

Altenbeck war 19, als er die Diagnose erhielt. Die Krankheit, so erzählt der Essener, bedeute immer wieder ein Stück Abschied. Er studierte Sport, konnte irgendwann nicht mehr den Federball erkennen, dann nicht mehr den Fußball und auch das Tanzen gelang nicht mehr. Kinobesuche waren passé, das Autofahren musste er aufgeben. Schubweise zieht sich sein Sichtbild immer weiter zusammen, der Prozess verläuft schleichend. „Momentan bin ich dabei, mich gänzlich vom Lesen zu verabschieden“, berichtet Altenbeck auf den Fluren des Hauses der Technik. Hier treffen wir ihn mit seiner Frau Sabrina beim „Tag der Sehbehinderten“. Eine bedeutende Veranstaltung für die Altenbecks, sie kommen jedes Jahr.

Organisiert wird der Tag von der Sehbehindertenambulanz am Uniklinikum und vom Netzwerk „sehensWerte“. Sie möchten Sehbehinderte sowie Angehörige über medizinische und soziale Themen, Produkte und Dienstleistungen informieren. Hier stellen sich Selbsthilfegruppen vor, werden Vorträge gehalten und neueste Hilfsmittel und Erkenntnisse aus der Wissenschaft vorgestellt.

Was die Technik betreffe, so habe sich in den vergangenen Jahren schon eine Menge getan, weiß Mit-Organisatorin Dr. Barbara Schaperdoth-Gerlings und zeigt auf einen Bildschirm, der Gedrucktes in den Computer scannt. Auf dem Bildschirm kann die Schrift dann beliebig vergrößert werden. Ebenso wichtig wie die neuesten Erfindungen sind die Ansprechpartner, die helfen können, die Lebensqualität im Alltag zu verbessern. „Betroffene fallen oft in ein tiefes Loch und auch Familie und Freunde wissen häufig nicht weiter“, so die Ärztin. Wie geht es beruflich weiter? Was übernimmt meine Krankenkasse? Welchen Sport kann ich ausüben? Wo bekomme ich die geeigneten Hilfsmittel? Lauter Fragen, mit denen sich die Erkrankten auseinandersetzen müssen. „Viele davon werden hier beantwortet“, lobt Sabrina Altenbeck, die sich allerdings oftmals einen Fachtherapeuten für diesen Bereich gewünscht hat. Häufig stand die 32-Jährige alleine da, kämpfte selbst mit einem Burnout. „Man muss halt erst mal lernen, mit der Erkrankung des Partners klar zu kommen“, sagt sie heute gestärkt. Den Lebensmut haben beide nie verloren. Nach 14 Jahren Partnerschaft gaben sich die Altenbecks vergangenes Jahr das Ja-Wort. „Ich wollte, dass Birger das Hochzeitskleid noch sieht.“