Essen-Altenessen. . Alter hat viele Facetten. Dem will das Zentrum 60+ in Altenessen gerecht werden. Senioren sollen selbst Ideen umsetzen statt bespielt zu werden.

Alter ist eine mathematische Größe. Dafür sorgt amtlich das Geburtsdatum im Personalausweis. In der Seniorenarbeit ist die Unterteilung in „junge Alte“ (unter 65 Jahre), „mittlere Alte“ (zwischen 60 und 85) und „Hochaltrige“ (über 85 Jahre) weit verbreitet. Alter wird zu einer relativen Größe, wenn das Befinden der Menschen ins Spiel kommt. Das betonten am Freitagmorgen alle Redner, die im Paul-Humburg-Haus bei der Eröffnung des Zentrums 60+, des ersten seiner Art in Essen, das Wort ergriffen.

Pfarrer Dirk Matuschek eröffnete die Feier

Hier geht’s zum „Zentrum 60+
Hier geht’s zum „Zentrum 60+": der Eingang an der Hövelstraße 71. © Socrates Tassos

Dirk Matuschek, Pfarrer und Presbyteriumsvorsitzender der Evangelischen Gemeinde Altenessen-Karnap, die Träger des Zentrums ist, eröffnete als Gastgeber die Feier. Er erzählte die Episode von Marion, die 60 ist, sich aber wie 30 fühlt, aus dem Buch „Nein, ich will keinen Seniorenteller“. Nicht jeder sei wie Marion. „Jeder Träger steht vor dieser Vielfalt, der er gerecht werden muss“, so Matuschek. Das Konzept des neuen Zentrums 60+ soll dazu beitragen – nach dem Motto „Beteiligung statt Bespielen“. Den Senioren soll nicht, wie bislang meist geschehen, alles vorgesetzt werden, sondern sie sollen ihre Vorstellungen und Wünsche einbringen. Ein Zentrum wie das in Altenessen könne man nicht alleine schaffen, sondern nur im Netzwerk mit anderen Organisationen, aber auch den vielen Ehrenamtlichen.

Viele denken an Kaffeekränzchen, Bingo und Sitztanz

Das Paul-Humburg.Haus war gut besucht.
Das Paul-Humburg.Haus war gut besucht. © Socrates Tassos

„Wenn heute von Seniorenarbeit die Rede ist, haben viele sofort nur Bilder von Kaffeekränzchen, Bingo oder Sitztanz im Kopf“, sagte Sozialdezernent Peter Renzel. Und auch, dass viele im Zusammenhang mit Alter nur die Pflege sehen würden, werde der Wirklichkeit nicht gerecht. Das Zentrum 60+ soll aber nicht nur ein Ort sein, an dem Senioren sich betätigen, sondern es soll auch in den Stadtteil wirken und Menschen erreichen, die bisher nicht erreicht wurden. Aktiv und mobil könne nur bleiben, wer soziale Kontakte hat, so Renzel.

Eine Ansicht, die Bezirksbürgermeister Hans-Wilhelm Zwiehoff nur begrüßen konnte. „Ein Heim kann noch so toll sein, rein will keiner“, sagte Zwiehoff. Diakoniepfarrer Andreas Schwarz verwies auf die Anfänge der Seniorenarbeit in Altenessen am Palmbuschweg. „Da sieht man, was aus Quartiersarbeit werden kann.“

Finanzielle Unterstützung bei den Personalkosten

Finanziell wird das Zentrum 60+, das Antje Behnsen leitet, zum einen von der Vivawest-Stiftung, die auch schon seit zehn Jahren am Palmbuschweg mit der Gemeinde zusammenarbeitet, unterstützt. Hinzu kommen städtische Mittel aus dem Seniorenförderplan. Das Geld wird für Personalkosten verwendet – eine Vollzeitstelle, eine zehn Stunden Hauswirtschafts- und eine vier Stunden Bürokraft.

Peter Renzel hofft auf flächendeckende Umsetzung

Das Zentrum 60+ in Altenessen soll nach Vorstellungen von Peter Renzel Vorreiter für eine flächendeckende Umsetzung in der Stadt sein – sozusagen Seniorenarbeit 2.0 aus dem Essener Norden. Dazu gehört auch die Finanzierung. Zurzeit stehen dem Seniorenförderplan rund 600.000 Euro zur Verfügung, die aus den städtischen Mitteln der Pflege umgeschichtet wurden.

SENIORENFÖRDERPLAN GIBT ES SEIT 2016

  • Der Seniorenförderplan wurde 2016 erarbeitet. Er enthält u.a. senioren-bezogene Daten aus den Stadtteilen. Danach wohnten im Essener Norden knapp 10.500 Menschen über 65 Jahre: Altenessen-Süd (4656), Altenessen-Nord (3203), Karnap (1389) und Vogelheim (1071).
  • Kontakt Zentrum 60+: Antje Behnsen, 85 60 807.