Essen. . Die Stadt arbeitet an einem Konzept, wie Parkgebühren per Handy oder Bankkarte bezahlt werden können. Das hieße aber: Die Parkpreise steigen.
Nach Kleingeld in der Geldbörse kramen, um ein Parkticket zu ziehen – das könnte in Essen bald Geschichte sein. Die Stadt will das Handy-Parken einführen und arbeitet derzeit an einem entsprechenden Konzept. „Wir wollen das bargeldlose Zahlen mit dem Handy ermöglichen“, bekräftigte Oberbürgermeister Thomas Kufen jetzt beim Neujahrsempfang des Einzelhandelsverbandes. Der Entwurf des Ordnungsdezernates könnte schon im Mai dem Stadtrat vorgelegt werden. Andere Ruhrgebietsstädte sind bei dem Thema schon viel weiter.
Allerdings will Essen nicht nur das bargeldlose Handy-Parken anbieten, sondern Autofahrer sollen auch per EC- oder Kreditkarte bezahlen können und natürlich weiterhin mit Münzen, um sich so das klassische Ticket zu ziehen. Laut Kufen soll die neue Technik an allen öffentlichen Parkautomaten im Stadtgebiet zur Verfügung stehen. Über 250 gibt es derzeit. Das heißt: Sie müssten im Falle, dass der Stadtrat grünes Licht gibt, ersetzt werden, denn umrüsten lassen sich die wenigsten. Allein die Anschaffung der neuen Automaten würde nach ersten Überschlagsrechnungen über eine Million Euro kosten.
Parkgebühren in Essen seit zehn Jahren konstant
Fakt ist aber: „Das wären Kosten, die wir so im Haushalt nicht berücksichtigt haben“, sagte Kufen. Sollte die neue Technik also kommen, werden wohl die Parkgebühren steigen müssen. Um wie viel, ist noch nicht klar. Das Rathaus rechnet noch.
Der Einzelhandelsverband hatte erst jüngst vor einer Erhöhung der Parkgebühren gewarnt. Die Händler befürchten, dass vor allem die ohnehin mit Besucherrückgängen kämpfende Innenstadt noch unattraktiver werde. Kufen hielt den Kritikern jedoch entgegen, dass Essen in den vergangenen zehn Jahren die Parkgebühren nicht erhöht habe.
Beim Einzelhandel könnte allerdings die Akzeptanz steigen, weil mit dem Handy- und Kartenzahlen beim Parken ein Mehrwert erreicht werde. „In der Kombination könnte ich mir das vorstellen“, sagte Verbandsgeschäftsführer Marc Heistermann. Allerdings müsse bei einer Erhöhung der Parkgebühren mit großem Augenmaß vorgegangen werden, appellierte er.
Höherer Kontrollaufwand bedeutet mehr Politessen
Wie das Handy-Zahlen in Essen genau funktionieren soll, ist noch nicht bekannt. Die Stadt hält sich bei Details, mit welchen Anbietern sie zusammenarbeiten würde, noch bedeckt. Im Allgemeinen funktioniert es so: Der Autofahrer lädt sich eine App auf sein Handy. Darüber gibt er seinen Standort und sein Kennzeichen ein. Der Parkvorgang wird per Fingerdruck beendet und die Abrechnung der Parkgebühren funktioniert ebenfalls über die App des Anbieters.
Für die Ordnungshüter bedeutet diese neue Parktechnik allerdings auch mehr Kontrollaufwand. Statt einfach die Tickets hinter der Windschutzscheibe zu checken, müssen sie die Kennzeichen per App aufrufen und nachschauen, ob derjenige tatsächlich bezahlt hat. Deshalb rechnet die Stadt damit, dass sie am Ende auch mehr Politessen braucht. Auch das fließt in die Rechnung ein, wenn es um die künftige Höhe der Parkgebühren geht.
Nebeneffekt: Sauberere Luft in der Stadt
Je nachdem wie stark diese steigen, könnte dies in der Debatte um drohende Dieselfahrverbote sogar noch einen erwünschten Nebeneffekt für die Stadt haben. Sollten nämlich mehr Autofahrer auf Bus und Bahn umsteigen, würde das die Luftverschmutzung senken und Essen helfen, die Luftreinhaltepläne besser einzuhalten.
Essen wäre mit der Einführung des Handy-Parkens längst kein Vorreiter. Laut Eintrag bei Wikipedia ist das bargeldlose Parken bereits in mehr als 100 deutschen Städten möglich.In Velbert und Gladbeck können Parkplätze seit vergangenem Sommer per Mobiltelefon bezahlt werden, in Recklinghausen und Hattingen schon etwas länger. Auch in Oberhausen lief im Sommer ein Testbetrieb an. In Dortmund bereits vor einem Jahr.
>>> SO FUNKTIONIERT DAS PARKEN PER HANDY<<<
- SMS: Der Nutzer übersendet dem Betreiber eine SMS, die das Kfz-Kennzeichen und die gewünschten Parkzeitdauer beinhaltet. Die dafür erforderliche sechsstellige Kurzwahlnummer, die für die jeweilige Zone gilt, ist an der Beschilderung am nächst liegenden Parkscheinautomaten gut sichtbar angebracht. Die Bestätigungs-SMS, die der Nutzer zugeschickt bekommt, dient als virtueller Parkschein. Mit Erhalt dieser Bestätigungs-SMS gilt die Parkzeit als bezahlt.
- App: Auch die App funktioniert registrierungsfrei. Parktickets werden über die Mobilfunk-Rechnung oder das Prepaid-Guthaben abgerechnet. Wer registriert ist, kann auch mit Kreditkarte oder über Sepa-Lastschrift bezahlen. Die App schickt eine Erinnerung, wenn die Parkzeit abläuft. Wer dann noch Zeit braucht, verlängert die Parkzeit einfach per App.