Essen. . Im Nachklang der Grünen Hauptstadt 2017 rät das Wuppertal-Institut der Stadt Essen zu weniger Parkplätzen und höheren Parkgebühren.

Um den hohen Anteil der Autos am Verkehrsaufkommen zu senken, sollte die Stadt Essen die Parkgebühren erhöhen und weniger Parkplätze anbieten. Dies ist eine Empfehlung, die das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie im Nachklang der Grünen Hauptstadt Europas 2017 ausspricht.

Gemeinsam mit Forschern der Universität Duisburg-Essen, der Ruhr-Uni Bochum und der TH Dortmund hatte das Wuppertalinstitut das Grüne-Hauptstadt-Jahr begleitet. Die Wissenschaftler sind unter anderem der Frage nachgegangen, welche positiven Effekte das Jahr der Grünen Hauptstadt bei den Bürgern ausgelöst hat.

Die Mehrheit der Befragten ist mit der Lebensqualität ihrer Stadt weitgehend zufrieden

Befragungen am Rande von Veranstaltungen und im Internet, an denen sich 1885 Menschen beteiligten, ergaben folgendes Bild: Eine deutliche Mehrheit der Bürger ist mit der Lebensqualität in ihrer Stadt überwiegend zufrieden, mehr als 80 Prozent nehmen Essen als eine Stadt mit vielen Parks, Wäldern und Gärten wahr. Das gilt gleichermaßen für die Bürger im Norden wie im Süden der Stadt; einen Unterschied bei der Bewertung der Lebensqualität konnten die Forscher jedenfalls statistisch nicht nachweisen.

Jedoch war nicht einmal die Hälfte der Befragten der Meinung, dass Essen in den zurückliegenden zehn Jahren „umweltfreundlicher geworden sei“. Den größten Handlungsbedarf sehen die Teilnehmer der Befragung in der Reduzierung der negativen Auswirkungen durch den Stadtverkehr. Daraus spricht der Wunsch nach gesunder Luft und weniger Lärm. Auch „wilde Müllkippen“ werden als drängendes Problem wahrgenommen.

Schon in der Bewerbung Essens als Grüne Hauptstadt Europas hatte die EU-Kommission die hohe Verkehrsbelastung aus Schwachpunkt ausgemacht. Vor allem hier gilt es nach Ansicht der Klimaforscher auch nach Abschluss des Grünen-Hauptstadtjahres anzusetzen. Wege für Fußgänger – ihr Anteil ist mit 22 Prozent unterdurchschnittlich – gelte es kontinuierlich auszubauen, das Netz an Haltestellen für Busse und Bahnen dichter zu knüpfen, damit das Auto öfter in der Garage bleibt. Carsharing-Angebote sollte die Stadt stärker bewerben.

Die Forscher empfehlen ein restriktives Parkraummanagement

Konfliktpotenzial beinhalten die Vorschläge zum Radverkehrs: Bei der Umgestaltung von Hauptverkehrsstraßen solle die Stadt dem Radverkehr Vorrang einräumen. Im Innenstadtbereich seien Radwege auch dann auszubauen, wenn dies zu Lasten des Autoverkehrs geht, etwa bei der Zahl der Parkplätze.

„Je mehr Parkplätze angeboten werden, desto mehr Menschen werden auch das Auto für ihre täglichen Wege künftig nutzen“, merken die Wissenschaftler kritisch an. Erfahrungen anderer Städte zeigten, dass ein „restriktives Parkraummanagement“ keinesfalls zu einer Senkung der Kaufkraft führe, heißt es in ihrem Bericht. „Das Image von Essen als Einkaufsstadt wird dadurch nicht gefährdet.“

Dass die Politik vor Ort ihren Empfehlungen folgen könnte – die Klimaforscher sehen das selbst skeptisch: Momentan scheine der politische Rückhalt in der Stadt dafür nicht ausreichend.

<<< INFOS

Die Befragung durch das Wuppertal-Institut ergab, dass die Mehrheit der Teilnehmer Positives mit der Grünen Hauptstadt verband. 60 Prozent der Befragten stimmten allerdings der Aussage zu, dass das Jahr der Grünen Hauptstadt vorwiegend „eine große Marketingveranstaltung“ zu sein scheine.

Die Ergebnisse gehen in den Abschlussbericht der Stadt Essen an die EU-Kommission ein.