Essen. . Kreishandwerkerschaft Essen organisiert Lehrstellenbörse: Selten zuvor wurden dort so viele freie Ausbildungsplätze angeboten wie dieses Jahr.
Die Konjunktur läuft weiter gut und das Essener Handwerk sucht deshalb mehr denn je Nachwuchs. „Die Chancen, eine Lehrstelle im Handwerk zu finden, waren noch nie so groß“, erklärte die Kreishandwerkerschaft am Montag im Vorfeld ihrer Lehrstellenbörse. Diese findet am Freitag, 5. April, ab 10 Uhr in den Räumen und Werkstätten der Kreishandwerkerschaft in der Katzenbruchstraße 71 statt.
Mindestens 205 offene Lehrstellen bringen die Handwerksbetriebe dieses Jahr auf die Börse mit und hoffen, dort passende Bewerber zu finden. Die Zahl ist mit Blick auf die jüngere Vergangenheit ein Rekord und zeigt, wie groß der Fachkräftebedarf im Handwerk offenbar ist. „Die Zahlen spiegeln den Trend wider“, sagte Wolfgang Dapprich, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Denn obwohl die Auftragslage gut ist, bremst der Fachkräftemangel die Betriebe mehr und mehr aus. Bauherren spüren das, indem sie immer länger auf einen Handwerker warten müssen.
Maler vor den Elektronikern
Die meisten Lehrstellen, die bei der Veranstaltung am Freitag angeboten werden, gibt es in folgenden Gewerken: Bei den Malern und Lackierern werden 37 Azubis gesucht, 32 sind es für den Beruf des Elektronikers im Fachbereich Energie- und Gebäudetechnik. Auf Platz 3 folgt der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Hier werden 24 offene Lehrstellen angeboten. Bei den Friseuren sind es 15 Ausbildungsplätze.
Große Sorgen bereiten dem Handwerk nach wie vor aber andere Berufe, weil sich dafür nur sehr wenige Jugendliche interessieren. Dazu zählen vor allem das Fleischer-, das Konditoren- und Bäckereihandwerk. Besonders Fachverkäufer/innen werden dort gesucht. Auf der Börse gibt es in diesen Berufszweigen 17 offene Lehrstellen. Aber selbst in den beliebten Berufen, wie dem Kfz-Mechatroniker werden Interessenten auf der Lehrstellenbörse fündig. Gab es hier in den vergangenen Jahren nur noch einzelne freie Lehrstellen, suchen Unternehmen dieses Jahr immerhin noch acht Lehrlinge über die Börse. Und selbst in seltenen Berufen wie dem Goldschmied sind dieses Jahr auf der Börse noch vier Lehrstellen zu besetzen.
Ausbildungszahlen insgesamt rückläufig
Die Kreishandwerkerschaft will ihre Lehrstellenbörse gleichzeitig nutzen, um mehr Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Dafür öffnet sie am Freitag auch ihre Lehrwerkstätten. In „kleinen lebendigen Werkstätten“ können die Schüler verschiedene Berufe entdecken. Diese werden von Auszubildenden vorgestellt. Auch die Ausbildungsberater der Arbeitsagentur und des Jobcenters sind an dem Tag vor Ort.
Während das Handwerk in Essen bei den Ausbildungszahlen eher zulegen dürfte, meldet die Arbeitsagentur einen gegenläufigen Trend. Bis Ende März – also zur Halbzeit des laufenden Ausbildungsjahres – meldeten die Essener Unternehmen 2685 Ausbildungsstellen. Das sind 2,2 Prozent weniger als zum gleichen Stichtag des Vorjahres. Gleichzeitig gibt es in diesem Jahr aber wieder mehr Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Bei der Arbeitsagentur sind 2905 Interessenten gemeldet. Das heißt, rein rechnerisch würden die bislang angebotenen Lehrstellen nicht ausreichen, allen Bewerbern einen Platz anzubieten.
Die Arbeitsagentur will noch nicht schwarz malen und sieht darin bislang lediglich einen Trend, der sich auch noch umkehren könnte. „In vielen Unternehmen laufen derzeit noch die Auswahlverfahren für den Herbst. Andere Unternehmen entscheiden erst jetzt oder in den kommenden Wochen über ihr Ausbildungsangebot.“ Und auch die Kreishandwerkerschaft wäre eher überrascht, wenn man hinter dem Vorjahr landet. „Wir gehen schon davon aus, dass es am Ende wie im vergangenen Jahr über 800 abgeschlossene Lehrverträge sind“, so Wolfgang Dapprich.