Essen. . Auftragsflut und Nachwuchs-Probleme: Essens Handwerker kommen mit der Arbeit kaum nach. Solange müssen Kunden derzeit auf einen Termin warten.

Wer derzeit einen Handwerker beauftragen will, muss Geduld mitbringen. Der Auftragsvorlauf der Essener Betriebe liegt derzeit im Durchschnitt bei sieben Wochen. Das zeigt die jüngste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Düsseldorf. Im Frühjahr vergangenes Jahr gaben die Unternehmen ihre Auftragsreichweite noch mit knapp vier Wochen an.

„Das Handwerk befindet sich in einem Allzeithoch“, so der Essener Kreishandwerksmeister Martin van Beek. Gleichwohl sei die Konjunktur aber branchenabhängig und gelte nicht für alle Handwerksbetriebe gleichermaßen. Derzeit läuft es vor allem im Bau- und im Ausbaubereich sehr gut. Elektrotechniker, Dachdecker, Maler oder Heizungs- und Sanitärbetriebe haben gut zu tun. „In vielen Betrieben sind die Kapazitäten nahezu ausgeschöpft“, sagte van Beek.

Sowohl private als auch öffentliche Bauherren investieren mehr als noch vor einigen Jahren. Ein Grund ist das weiterhin billige Geld und die Flucht in Immobilien. Hinzu kommt: „Gerade im öffentlichen Bereich wurden in den vergangenen Jahren viele Investitionen aufgeschoben“, so van Beek.

Jeder dritte Betrieb sucht Mitarbeiter

Zur Auftragsflut kommt der Fachkräftemangel hinzu, der sich im Handwerk immer stärker bemerkbar macht. Laut der jüngsten Umfrage sucht jeder dritte Essener Betrieb Mitarbeiter. Vor einem Jahr war es nur jeder vierte. Zwar stiegen zuletzt auch die Ausbildungszahlen im Essener Handwerk wieder. „Doch eine Ausbildung im Handwerk dauert einige Jahre“, betont van Beek.

Auch Marc Kecker, Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung, kann über die derzeitige Situation seiner Branche nicht klagen: „Die Auslastung ist schon gut. Viele Unternehmen sind über einen längeren Zeitraum ausgebucht.“ Wer in größerem Umfang renovieren wolle, sollte sich daher schon frühzeitig um einen Handwerker bemühen, sagte er.

Stimmung im Essener Handwerk auch weiter gut

Marc Sparrer, Obermeister der Essener Dachdecker-Innung, weist trotz der guten Konjunktur auf die Sorgen der Betriebe hin. Zum einen zögerten Bauherren Entscheidungen durchaus häufig hinaus, was die Planbarkeit für die Handwerker schwierig gestalte. Zum anderen: „Eine gute Auftragslage bedeutet noch lange nicht, dass die Aufträge auch auskömmlich sind“, so Sparrer. Gerade im Dachdecker-Gewerk machten sich die Unternehmen mit niedrigen Preisangeboten Wettbewerb. „Da gibt es Unterschiede zwischen 30 und 40 Prozent.“

Dem pflichtet Heinz-Georg Deiters bei. Er ist Fachgruppenleiter der Fliesen- und Mosaikleger und spricht von einer großen Konkurrenz unter den Fliesenlegern, die mit dem Wegfall des Meisterzwanges entstanden ist. „Arbeit ist zwar ohne Ende da, aber die Aufträge werden häufig nicht an Essener Unternehmen vergeben.“

Generell aber sind die Handwerksunternehmen auch für die kommenden Monate gut gestimmt und erwarten weiter eine gute Auftragslage. Für die Kunden heißt das umgekehrt: Wer einen Handwerker braucht, muss auch weiter Geduld mitbringen.