Essen. . Zwischenfall in Steele: 200 Bürger protestieren gegen rechts. Dann löst sich eine Frau aus den Reihen der „Steeler Jungs“ und hebt den Arm.

Ausgerechnet am „Internationalen Tag gegen Rassismus“ ist eine Kundgebung gegen Rechts im Essener Stadtteil Steele von einem Zwischenfall überschattet worden. Nach Angaben mehrerer Augenzeugen löste sich eine Frau aus den Reihen der als gewaltbereiten Hooligan-Gruppe „Steeler Jungs“, um mehrfach den Hitlergruß zu zeigen.

Steeler Jungs marschieren jeden Donnerstag

Auf dem Kaiser-Otto-Platz hatten sich am frühen Donnerstagabend etwa 200 Bürger versammelt, um gegen die „Steeler Jungs“ zu demonstrieren, die wie jeden Donnerstag durch die Steeler Fußgängerzone marschierten. Die als rechts geltende Truppe hatte erst vor drei Wochen eine massive Debatte ausgelöst, als bekannt geworden war, dass die „Steeler Jungs“, getarnt als „Steeler Jecken“, beim traditionellen Karnevalsumzug der Freisenbrucher Gänsereiter mitgelaufen waren – mit eigenem Wagen.

Laut der Arbeitsgruppe „Aufstehen gegen Rassismus“ wurde auch eine Gedenkaktion mit Kerzen und Blumen an Stolpersteinen innerhalb weniger Stunden zerstört.

Der Auftritt der „Steeler Jungs“ beim Karnevalsumzug der Freisenbrucher Gänsereiter hat inzwischen ein juristisches Nachspiel. Die Essener Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren eingeleitet und prüft derzeit, ob strafrechtliche Verstöße vorliegen, sagte Oberstaatsanwältin Anette Milk am Freitag auf Anfrage.

Am Donnerstag, 21. März, trennten sechs bis acht Kleinbusse der Polizei die Gruppe der Demonstranten der Initiativen „Steele bleibt bunt“ und „Essen stellt sich quer“ von den „Steeler Jungs“. „Plötzlich trat eine blonde Frau zwischen die Polizeibusse und zeigte uns mehrfach den Hitlergruß“, berichtet Christian Baumann von „Essen stellt sich quer“. „Seit der Teilnahme beim Karneval in Freisenbruch zeigen die Steeler Jungs immer öfter, wessen Geistes Kind sie sind.“

Der Oberbürgermeister betrachtet Vorgänge in Steele „mit Sorge“

Vor der Kundgebung hatte Oberbürgermeister Thomas Kufen noch erklärt, dass er „die Zuspitzung und Verunsicherung im Stadtteil Steele mit Sorge beobachtet.“ Einer Spaltung der Stadtgesellschaft und Hetze gegen Minderheiten trete Kufen „entschieden entgegen“.

Die Polizei ermittelt. Gegen die Frau wurde Anzeige erstattet. Das Zeigen des Hitler-Grußes ist laut Strafgesetzbuch verboten, weil nationalsozialistische Parolen oder Grußformen grundsätzlich verboten sind. Wer den Hitlergruß verwendet, kann sich außerdem wegen Volksverhetzung strafbar machen.