Essen. . „Viertelimpuls“ heißt der neue Verein, der sich im Vielrespekthaus gegründet hat. Er will Nachbarn aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen.

Abwarten und Tee trinken? Nein, das ist nicht ihr Ding. Sie wollen keine Zeit verlieren, wollen mit anpacken und andere dazu motivieren eben das zu tun. Stefanie, Clara, Laura, Paul, Mustafa und all die anderen haben dafür einen Verein gegründet: Viertelimpuls. Ein Wortspiel, klar. Im Viertel wollen sie Impulse setzen, nicht nur in ihrem eigenen, wo sie selbst zu Hause sind. Und das am besten mit viel Tempo. Im Viervierteltakt.

Sie kennen sich von der Arbeit. Oder auch privat. Die meisten arbeiten in Katernberg, kümmern sich um soziale Projekte im Stadtteil. Nun also ein Verein. Das klingt nach Jahreshauptversammlung, nach Kassenprüfung, nach Vorstandswahlen. Kurz: Es klingt nicht sexy.

Mit der rollenden Teeküche durch Katernberg

Aber der Enthusiasmus, die Energie mit der sie die Sache angehen, wirken ansteckend. „Es soll auch Spaß machen“, sagt Souad Zenzoul. „Wir wollen nicht nur Feuer löschen.“

Feuer löschen? Ein Projekt, das sie bereits ins Rollen gebracht haben, hört so gar nicht danach an. „Mobilitea“ heißt es. Dahinter verbirgt sich ein mobiles Tee-Café. Ein Fahrrad mit Anhänger mit dem sie in Katernberg Nachbarschaften ansteuern. Im Gepäck: verschiedene Teesorten, marokkanisch oder ostfriesisch, ganz nach Geschmack, um bei einer gemeinsamen Tasse ins Gespräch zu kommen.

Laura Schöler, studierte Kommunikations-Designerin, hat es sich ausgedacht. Mobilitea war ihre Abschlussarbeit. Die Idee dahinter: In Katernberg leben Menschen aus vielen Kulturen und das viel zu oft nebeneinander, nicht miteinander. Wie bringt man sie möglichst ungezwungen an einen Tisch? Indem man sie gemeinsam Tee trinken lässt. An ihrem Anhänger haben Leute, die im selben Haus wohnten, zum ersten Mal miteinander geredet, erzählt Laura.

Zwei Jahre lang war die Evangelische Kirche Katernberg Träger des mit öffentlichen Mitteln Projektes, im März geht es über in die Trägerschaft von Viertelimpuls. Auch dafür bedurfte es der Gründung des Vereins als institutioneller Rahmen. Im kürzlich eröffneten Vielrespektzentrum in der nördlichen Innenstadt hat der Verein seinen Sitz und wer mitmachen will, eine Anlaufstelle.

Mit Mobilitea wollen sie nun bald auch andere Stadtteile ansteuern. Ziel sei es, Impulse für ein friedliches, für ein respektvolles Miteinander zu setzen. Weil die Wege weiter werden vielleicht mit dem Auto, sollte sich ein Sponsor finden. Ein Kombi wäre praktisch.

Das Gespräch mit den Steeler Jungs suchen

Die Reise könnte zum Beispiel nach Steele führen, sagt Clara Gsella. Immer donnerstags ziehen dort die „Steeler Jungs“ durch die Fußgängerzone; Leute aus der Hooliganszene und Mitläufer. Ihnen gegenüber steht das Bürgerbündnis „Steele bleibt bunt“. Vielleicht könnte es ja gelingen, miteinander ins Gespräch zu kommen, meint Clara. Aufsuchende Sozialarbeit heißt es im Fachjargon. Der Versuch dürfte es allemal wert sein.

Zuweilen genügen ein paar Schritte auf die andere Straßenseite. Mustafa Mert waren zwei ältere Damen aus seiner Schonnebecker Nachbarschaft aufgefallen, die immer wieder kritisch herüberschauten. „Meine Frau trägt Kopftuch“, erzählt Mustafa Mert. Das schien den beiden Damen zu missfallen. Dass seine Frau trotz Kopftuch einen Führerschein besaß und Auto fuhr, passte offensichtlich nicht in ihr Weltbild. Bis er sie zu sich nach Hause in den Garten einlud, natürlich auf eine Tasse Tee.

>>VIERTELIMPULS e.V.

  • Nähere Informationen zum Verein Viertelimpuls gibt es im Netz unter www.viertelimpuls.de oder auf facebook: https://www.facebook.com/viertelimpuls
  • Der Verein hat seinen Sitz im Vielrespektzentrum, Rottstraße 24 - 26, in der nördlichen Innenstadt