Essen. . Robert Jindra ist der neue Erste Kapellmeister am Aalto-Theater. Mit Loriots „Der Ring an einem Abend“ gibt er in Essen sein Premierendebüt.

Robert Jindra strahlt. Schöner kann er kaum betonen, wie wohl er sich am Aalto-Theater fühlt. Und das, obwohl er mit seiner ersten Vorstellung sofort ins kalte Wasser geworfen wurde. Den „Freischütz“ dirigierte er ohne Probe und verstand sich mit dem Orchester auf Anhieb. „Die Leute waren alle so freundlich. Unsere Beziehung hatte einen guten Anfang“, sagt der 41-Jährige. Vertieft wird sie mit der Premiere von „Der Ring an einem Abend“.

Er studierte zuerst Gesang

Die musikalische Ader wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. „Meine Familie ist nicht für klassische Musik, meine Schwestern sind total unmusikalisch“, bekennt er. Der gebürtige Prager ließ sich nicht aufhalten. „Ich wollte schon immer Dirigent werden, Musik gestalten. Mit 13 habe ich mich total in die Oper verliebt.“ Die Eltern hielten das für pubertäres Verhalten. Dennoch ging er zum Konservatorium, studierte erst Gesang, dann parallel Dirigat, weil er zunächst zu jung dafür war. Die Aufgabe am Pult setzte sich durch. „Beim Gesang war die Begeisterung nicht so groß“, meint er. Mittlerweile hat er sich fast alle Träume im tschechischen und internationalen Opernrepertoire erfüllt, von sämtlichen Janáček-Opern über Strauss’ „Elektra“ bis zu Wagners „Lohengrin“. Das höchste der Gefühle war Smetanas „Libusa“. Fehlt nur noch Purcells „König Arthur“ sowie Wagners „Tristan und Isolde“ und „Der Ring des Nibelungen“. Mit dem Opernzyklus kam er als Gast an der Rheinoper in Kontakt, hat ihn aber nie geleitet.

Als Musikalischer Direktor machte er das Nationaltheater in Ostrava zum Hingucker für Opernliebhaber. Darauf ist er stolz. In Prag bekleidete er am Nationaltheater ebenfalls diese Position, verabschiedete sich jedoch nach einem Jahr wegen der Zusammenlegung mit der Staatsoper: „Ich hatte fünf Chefs und jede Menge Papiere zu bewältigen. Da blieb keine Kraft mehr für die Musik.“ Das wird sich in Essen ändern.

Eine Aufgabe für den neuen Ersten Kapellmeister Robert Jindra: „Der Freischütz“ im Aalto-Theater.
Eine Aufgabe für den neuen Ersten Kapellmeister Robert Jindra: „Der Freischütz“ im Aalto-Theater. © Kaufhold

Er folgte einem Angebot des hiesigen Generalmusikdirektors und Landsmanns Tomáš Netopil, sich als Erster Kapellmeister dem Repertoire am Aalto-Theater zu widmen. Neben „Tosca“, „Der Freischütz“ und „Carmen“ wird er unter anderem in dieser Spielzeit „Medea“ und „Der Ring an einem Abend“ dirigieren. Letzteres ein ungewöhnliches Unterfangen für den „großen Wagnerianer“.

Darf man „die beste Oper der Welt“ von 15 auf drei Stunden kürzen und sie mit Humor durchkreuzen? „Man darf“, meint Jindra, der mit Loriot und seinen Texten erst in der Vorbereitung in Berührung kam. „Er kennt Wagners Werk wirklich gut und hat einen witzigen Ring mit viel Respekt geschaffen. Er macht keinen Spaß gegen die Musik“, betont der Dirigent. So erhalten Wagner-Neulinge mit diesem Abend, der 1992 in Mannheim uraufgeführt wurde, eine kleine Einführung in die Nibelungen-Sage und „Ring“-Fans werden erstaunliche Erkenntnisse eröffnet. Dazu erklingen unter anderem das Ende von „Rheingold“, der Feuerzauber aus der „Walküre“ und das Ende der „Götterdämmerung“. „Dafür muss man offen sein“, betont Robert Jindra, der das Orchester fast in Originalbesetzung präsentiert.

Großes Lob für die Essener Philharmoniker

Eine große Inspiration nennt er die Musiker, das Orchester sei eines der besten deutschen. „Ich bin glücklich, wo ich gute Musik mit feinen Leuten machen kann“, sagt er. In Prag, wo seine Wohnung aus einer CD-Bibliothek besteht, will er weiterhin dirigieren. „Essen steht aber an erster Stelle.“ Eine schöne Wohnung hat er in Rüttenscheid gefunden. Die ersten CDs für eine neue Bibliothek sind bereits gekauft. Robert Jindra strahlt.

>>PREMIERE UND BESETZUNG

„Der Ring an einem Abend“ schuf Loriot nach Wagners Opernzyklus 1992 für das Nationaltheater Mannheim. Die Essener Version hat Sascha Krohn szenisch eingerichtet. Premiere ist am Sonntag, 24. Februar, 18 Uhr, im Aalto-Theater.

Alle der elf Sänger dieses Abends sind mit Wagner vertraut. Für einige ist ihre Partie neu: Heldentenor Jeffrey Dowd ist erstmals als Siegfried zu erleben, Tijl Faveyts als Hagen, Jessica Muirhead als Sieglinde/ Gutrune, Liliana de Sousa als Floßhilde.

Karten (auch für die Premiere): 8122 200