Essen. . Der geplante Umzug des Voodoo-Museums stockt weiter. Sammler Henning Christoph fordert endlich eine Entscheidung von der Stadt.
„Mami Wata“, die afrikanische Wassergöttin, hat in ihrer Residenz in Rüttenscheid schon viele Wünsche erfüllt. Davon zeugen die vielen kleinen Geschenke und Opfergaben, die Besucher aus aller Welt für den Geist des Wassers mitgebracht haben. Nur in einer Angelegenheit hat Mami Wata in all den Jahren, in denen ihr Altar nun schon in Essen steht, nichts ausrichten können. Der von Afrika-Experte Henning Christoph seit Jahren erhoffte Umzug des „Soul of Africa“-Museums an einen neuen Standort stockt weiterhin.
Nun allerdings verlässt den preisgekrönten Fotojournalisten und Ethnologen allmählich die Geduld. „Für mich stellt sich die Frage, ob Essen das Museum wirklich haben möchte. Jetzt ist es an der Zeit, Ja oder Nein zu sagen. Dann weiß ich, ob ich einen Plan B haben muss“, sagt der 74-Jährige, der die Zukunft seines Lebenswerkes sichern möchte.
Dieses Lebenswerk besteht aus mehreren tausend Exponaten, die Henning Christoph über Jahrzehnte auf seinen Reisen zusammengetragen hat. Götter, Geister und Ahnenfiguren weihen Besucher in die Welt des Voodoo ein, informieren über Kunst, Medizin und Religion der afrikanischen Völker.
Was bislang auf 70 Quadratmetern Ausstellungsfläche nur auszugsweise gezeigt wird, soll auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche endlich die Wirkung entfalten, die sich Christoph erhofft. Einen entsprechenden Raum hat Energiekonzern Innogy mit dem ehemaligen RWE-Schalthaus an der Martinstraße in Aussicht gestellt, ein Erbpachtvertrag soll das Haus über 25 Jahre sichern. Diskutiert wurde über den möglichen Umzug schon mehrfach, eine Machbarkeitsstudie erstellt und Umbaupläne vorgestellt. Passiert ist bislang allerdings nichts.
Museums-Besitzer will nicht in die Nordstadt
Die Verhandlungen stocken vor allem auf finanzieller Ebene. So gibt es bislang keine echte Kostenzusage für den Umbau des ehemaligen Trafohäuschen. 850.000 Euro wurden dafür zuletzt veranschlagt. Neben Stadt und Sammler selber (mit je zehn Prozent der Kosten) soll vor allem das Land NRW in die Bresche springen.
In Düsseldorf tut man sich allerdings schwer damit, einen Förderansatz für ein Spezialmuseum wie dieses zu finden. Städtebaufördermittel fließen vor allem für Stadtteile mit besonderen Erneuerungsbedarf. Rüttenscheid wäre damit aus dem Rennen. Eine Verlagerung in die immer wieder ins Spiel gebrachte Nordstadt lehnt Christoph bislang kategorisch ab. Nicht nur das Umfeld sieht der Sammler angesichts der vorwiegend jugendlichen Besucher kritisch. Auch die Miete von über zehn Euro pro Quadratmeter sei nicht aufzubringen.
„Die Sammlung als solche ist faszinierend“
Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain, der das Thema bei seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr übernommen hat, sieht bei aller Begeisterung für das Museum noch eine Reihe offener Fragen. „Die Sammlung als solche ist faszinierend“, lobt der Beigeordnete. Um das Soul of Africa-Museum auf lange Sicht zu einem funktionierenden Ausstellungsort zu machen, brauche es aber mehr als eine außergewöhnliche Sammlung, die bislang vor allem auch durch die persönlichen Erlebnisse und das profunde Wissen des Sammlers selber Besucher in den Bann zieht.
Für den Kulturdezernenten stellt sich die Frage der Vernetzung mit anderen Partnern ebenso wie ein langfristiges Raum- und Ausstellungskonzept. Nicht zuletzt gehe es auch um laufende Kosten. „Die Zahlen müssen verifiziert werden“, sagt Muchtar Al Ghusain und will alle Fördermittelgeber möglicherweise noch einmal an einen Tisch bringen. Stiftungen hatten bislang zumindest mehrere Hundertausende für den Aufbau der Ausstellung zugesagt. Zuvor allerdings müsste eine Stiftung gegründet werden, die die Trägerschaft des Museums übernimmt. Christoph hätte dann keinen Zugriff mehr auf seine Sammlung. Noch sieht es allerdings nicht so aus, dass der reichlich verworrene Knoten auf absehbare Zeit durchgeschlagen wird.
Henning Christoph will die Hoffnung nicht aufgeben, er hält das Soul of Africa-Museum für aktueller denn je. „Wir haben im Durchschnitt 300 Besucher im Monat.“ Manche Schulklassen aus umliegenden Städten kämen regelmäßig, man freut sich auch über Besucher aus dem Ausland. Eine Ausstellung über Voodoo und Fußball sei zuletzt durch mehrere europäische Länder gewandert. Im Herbst geht ein Teil der Sammlung ins Roemer- und Pelizaeus-Museum nach Hildesheim. Die Ausleih-Anfragen seien zahlreich „man könnte ein Geschäft daraus machen“, sagt Christoph. Doch eigentlich ist er sich sicher, dass Mami Wata nach Essen gehört.