Essen. . Nach der Panne im Müllheizkraftwerk wollen RWE-Mitarbeiter in den betroffenen Straßen informieren. Das ausgetretene Granulat wird untersucht.
Am Morgen nach dem Störfall im RWE-Müllheizkraftwerk in Karnap ist vom Granulat auf der Straße im kleinen, gepflegten Reihenhaus-Quartier unterhalb des Kraftwerk-Schornsteins nichts mehr zu sehen.
Die einzigen schwarzen Granulat-Kügelchen stammen vom Streugut gegen das Glatteis der vergangenen Tage: „Das haben wir hier wirklich reichlich gestreut“, versichert eine Frau in der Straße Im Arlenkamp, „aber vom Störfall haben wir nichts mitbekommen. Wir haben auch kein Granulat im Garten entdeckt.“
Auffällig sei, dass RWE wohl den nahen Spielplatz gereinigt habe. Der Spielsand, sonst im Winter unter einer dicken Decke Laub versteckt und höchstens den Katzen bekannt, ist blitzesauber, der Sand wirkt wie neu. Auch die Spielgeräte wurden gereinigt. Vom Granulat keine Spur: „Wir haben davon nichts mitbekommen“, versichert auch ein Anwohner in der Straße Beisekampsfurth, wo einst eines der größten Zeltlager der Stadt für die Flüchtlinge stand.
Stoff kann kaum durch Wind verbreitet werden
Das schwarze Granulat ging am Montagmittag im nördlichen Umfeld des Kraftwerks nieder, betroffen sind die Straßen Am Werthschemm, Beisekampsfurth und Arenbergstraße. RWE-Sprecher Olaf Winter schließt aus, dass das Granulat etwa durch Wind weiter verbreitet werden könne: „Dafür besitzt der Stoff eine zu große Dichte und ist zu schwer.“
Seinen Angaben zufolge wollen RWE-Mitarbeiter am Dienstag die Anwohner in den betroffenen Straßen informieren: „Wir werden die Haushalte in den betroffenen Straßen mit Flyern versorgen und suchen darüber hinaus das direkte Gespräch.“ Seit Bekanntwerden des Vorfalls am Montagabend hätten sich gut ein dutzend Anrufer gemeldet. Über die Info-Hotline 0201 - 83 86 32 05 können betroffene Bürger sich melden, wenn sie Granulat in ihrem Umfeld finden.
Landesumweltamt untersucht Probe
Am Montagmittag war gegen 12 Uhr aufgefallen, dass Aktivkoks-Granulat aus der Filteranlage über den Schornstein ausgetreten war. Am Abend informierten Stadt und RWE in einer gemeinsamen Presseerklärung über den Vorfall. Dass dazwischen so viel Zeit verstrich, erklärt Stadtsprecherin Silke Lenz vor allem mit den zahlreichen Behörden, die eingebunden werden mussten: „Sowohl die Bezirksregierung als auch das Landesumweltamt sind informiert worden. Für eine verlässliche Kommunikation war zunächst eine genaue Untersuchung notwendig.“
Das Landesumweltamt zog am Montag bereits Proben des Stoffes. Die Ergebnisse sollen Ende der Woche vorliegen. Stadt und RWE warnten davor, die Kügelchen anzufassen oder in den Mund zu nehmen: „Die Aktivkohle an sich ist unbedenklich, sie wird auch zur Wasseraufbereitung genutzt“, so Olaf Winter. Allerdings werde noch ermittelt, wie sich die von der Aktivkohle gebundenen Stoffe zusammensetzen und wie sie dosiert sind.
Ursache für den Austritt am Montag sei ein Loch in der äußeren Schicht des dreilagigen Aktivkohlefilters im Inneren des Kamins gewesen, präzisiert Olaf Winter: „Wie es dazu gekommen ist, wissen wir aber nicht. Die gesamte Anlage ist im Mai 2018 das letzte Mal gewartet worden.“ Da die Staubemission in Echtzeit protokolliert werden, war bereits in der Nacht zu Montag ein verstärkter Staubaustritt bemerkt worden. In der Folge wurde eine Anlage ausgeschaltet – das Granulat wurde durch die Luftströmung frei gesetzt, erklärt Winter.