Essen. . CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer hat vor ihrem „Maischberger“-Auftritt in Essen über Fahrverbote, Hartz IV und Kriminalität von Migranten gesprochen.
In ein paar Stunden werden ihr gut 1,5 Millionen Menschen lauschen, das ist der Zuschauerschnitt für die ARD-Talkshow „Maischberger“. In der ist „AKK“ am Mittwochabend alleiniger Gast. Aber zum Aufwärmen reichen Annegret Kramp-Karrenbauer jetzt erstmal die 150 Leute hier im Saal.
Es ist die CDU-Basis im ländlich gelegenen Burgaltendorf; wenn man so will: ein schwarzes Loch im einstmals so roten Revier, und ein gutes Testfeld für die neue Vorsitzende von 420.000 Christdemokraten. Von denen stellen sich viele tatsächlich jene Gretchenfrage, mit der Moderatorin Sandra Maischberger ihre abendliche Sendung (ARD, 22.45 Uhr) über Annegret Kramp-Karrenbauer betitelt hat: „Katholisch, konservativ – Kanzlerin?“
AKK bei Maischberger: „Katholisch, konservativ – Kanzlerin?“
Wenn es nach Manfred Kuhmichel ginge, könnte man das Fragezeichen ruhig weglassen. Der 75-jährige ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete leitet seit einer Ewigkeit von 42 (!) Jahren den mit knapp 300 Mitgliedern größten CDU-Ortsverband in Essen.
Und er genießt sichtlich den Coup, den er mit seinem Ehrengast gelandet hat: Im März vergangenen Jahres lud er „AKK“ zum Neujahrstreffen ein, damals war sie noch Generalsekretärin der Partei. Kuhmichel schrieb ihr damals säuselnd, er „hätte nichts dagegen, wenn sie auch Vorsitzende würde“.
Genau so ist es gekommen, und vielleicht, raunt er, wiederhole sich ja, was er mit Angela Merkel einst erlebte: Die war im Jahr 2000 in Burgaltendorf zu Gast, auch sie war Generalsekretärin, wurde später CDU-Bundesvorsitzende. Der Rest ist Geschichte.
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An diesem Abend, für den die Geno Bank – wie stets beim CDU-Neujahrstreffen – ihre Schalterhalle freigeräumt hat, geht das Nörgelrisiko für Kramp-Karrenbauer gen Null. „Alles CDU-affine Leute hier“, sagt Kuhmichel, der sich von „AKK“ vor allem „Klartext“ erbeten hat und eine Antwort auf die Frage, was die CDU-Frontfrau denn unter einer „Neuvermessung“ der Partei versteht.
Fahrverbote „nicht leichtfertig und aus ideologischen Gründen“
Den liefert die 56-Jährige in einem thematischen Rundumschlag zwischen Klimaschutz und Grundrente, Hartz IV-Sanktionen und Fahrverbot: Ansagen von jemandem, der seine Positionsbestimmung (noch) nicht Kanzlerkandidatinnen-like abwägen muss. Oder will.
Der Klimaschutz? Bitte nicht zu viel auf einmal: „Den müssen wir nicht nur mit Herzblut gestalten, sondern mit gesundem Menschenverstand – dass es keinen Bruch gibt, sondern einen Wandel.“
Fahrverbote? Das schärfste verfügbare Mittel, „bei dem die Leute nicht das Gefühl bekommen dürfen, dass es leichtfertig und aus ideologischen Gründen eingesetzt wird, sondern verhältnismäßig“.
AKK: Hartz IV-Sanktionen „vollkommen richtig“
Und die Hartz IV-Sanktionen? „Vollkommen richtig“ und die Zögerlichkeit der Sozialdemokraten ein Fehler: Denn „die Kassiererin, die bei Aldi an der Kasse sitzt und mit der niemand ein Orientierungsgespräch führt“, die finanziere mit ihrer Arbeit schließlich die Stütze der anderen mit.
Viel Beifall gibt es an diesem Abend für AKK, als sie jenen aus der Seele spricht, die sich „mitunter fremd im eigenen Land fühlen“, weil manche Zuwanderer lieber ihre eigenen Gesetze aufstellten.
CDU redet nochmal über die Flüchtlingskrise – „das ist kein Tribunal“
AKK besucht CDU-Basis in Essen
Und wenn die CDU demnächst in Werkstattgesprächen daran gehe, die Flüchtlingskrise von 2015 und 2016 aufzuarbeiten: warum nicht? Für Kramp-Karrenbauer wäre es „künstlich und verkrampft“ zu behaupten, dass es in der CDU keine Debatte mehr darüber gebe. Auch wenn niemand sie mehr so heftig führe: „Das ist nicht verletzend und hat mit einem Tribunal nichts zu tun.“
Stehende Ovationen zollen ihr die Gäste am Ende. Und als Manfred Kuhmichel, begeistert von seinem eigenen fulminanten Schluss-Gag, das Kürzel AKK mit „Annegret kann Kanzlerin“ übersetzt, merken nur die selbstkritischen Parteifreunde: Es klatschen nicht alle.
>> AUCH MERKEL UND LASCHET WAREN IN BURGALTENDORF
- Wenn die CDU Burgaltendorf zu ihrem Neujahrstreffen einlädt, gibt sich die christdemokratische Prominenz die Klinke in die Hand: von Angela Merkel bis Julia Klöckner, von David McAllister bis Armin Laschet.
- Der Abend mit Annegret Kramp-Karrenbauer markiert bereits die 23. Auflage des hochkarätigsten CDU-Basis-Treffens weit und breit.
- Was selbst dem örtlichen Vorsitzenden und langjährigen Landtagsabgeordneten Manfred Kuhmichel zu denken gibt: Seit 1996 haben es nur sechs Frauen in Burgaltendorf aufs Podium geschafft. Und abgesehen von CDU- wie auch CSU-Größen nur ein einziger Gast mit anderem Parteibuch: Michael Vesper, Grünen-Mitgründer und Vize-Ministerpräsident. Er kam allerdings in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes zu Besuch.