Essen. . Am Landgericht Essen ist am Freitag der Mordprozess gegen Christian K. (22) fortgesetzt worden. Er soll seine Mutter umgebracht haben.

Der kleine Zettel, den Staatsanwältin Elke Hinterberg als Mordplan einstuft, bleibt das große Problem von Christian K., der in Kupferdreh seine 58 Jahre alte Mutter umgebracht haben soll. Am Freitag berichtet ein Kripobeamter vor dem Schwurgericht, wie überrascht der 22 Jahre alte Ex-Student reagierte, als er vom Fund des Zettels erfuhr.

„Er sagte, er wolle das erst einmal sacken lassen und mit seinem Anwalt besprechen”, erinnert sich der Polizist an die Vernehmung. Laut Anklage hatte Christian K. aufgeschrieben, dass er seine Mutter umwerfen und dann die Luft zuhalten wolle, bis der Puls weg sei.

Die Staatsanwaltschaft geht von Habgier und Heimtücke aus

Dieser Zettel war im Papierkorb seines Zimmers in dem Kupferdreher Einfamilienhaus gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Christian K. seine Mutter auf der Treppe mit einer Hantel hinterrücks niederschlug, um so einen Unfalltod vorzutäuschen. Das Motiv sei Geldnot gewesen. Er habe an das mütterliche Erbe kommen wollen. Aus Sicht der Anklage also ein Mord, heimtückisch und aus Habgier.

Christian K. weist das zurück. Er spricht von einem Unfall auf der Treppe mit anschließendem Blackout. Von Erinnerungsfetzen spricht er. Und dazu gehöre, dass er den Zettel erst nach dem Tod der Mutter geschrieben habe.

Das Haus der Familie in Kupferdreh. Die Mutter war in der örtlichen Kirchengemeinde engagiert.
Das Haus der Familie in Kupferdreh. Die Mutter war in der örtlichen Kirchengemeinde engagiert. © Andre Hirtz

Doch es scheint nicht der einzige Mordplan zu sein, den er geschrieben hat. Die Kripo entdeckte in einem Collegeblock in seinem Zimmer, dass eine Seite herausgerissen wurde. Sie ist nie gefunden worden. Doch Techniker des Landeskriminalamtes machten die durchgedrückten Buchstaben auf der nächsten Seite sichtbar.

Auch da schreibt er Details auf. Etwa, dass ihr die Luft nicht nur fünf, sondern besser zehn Minuten genommen werden müsse. Er schreibt sogar ausformulierte Sätze für den Notruf auf. Dass dieser Zettel im Haus nicht gefunden wurde, deutet darauf hin, dass er schon lange vor der Tat geschrieben und rechtzeitig entsorgt wurde.

Nachbar: „Ich hatte der Mutter noch gesagt, die Söhne sind auf einem guten Weg“

Am Freitag gab es dann noch Positives über Christian K. zu hören. Ein Nachbar und guter Freund der Familie schildert den Angeklagten als zwar introvertierten, aber immer freundlichen und hilfsbereiten jungen Mann. Drei Wochen vor der Tat habe dessen Mutter ihm allerdings geschildert, sie mache sich Sorge um Christians Entwicklung. Er habe das Gespräch „leider” beendet: „Ich hatte sie beruhigen wollen und ihr gesagt, die Söhne machen schon ihren Weg”, sagte der 65-Jährige. Renate K., die ihre Kinder seit 2002 alleine großgezogen hatte, habe alles richtig gemacht: „Es war eine harmonische Familie.”