ESsen. . Bauhaus am Folkwang: Museum belegt die historische Verbindung im Jubiläumsjahr mit einer Ausstellungsreihe. Lyonel Feininger macht den Auftakt.
Das Bauhaus boomt. 100 Jahre nach der Gründung der berühmten Reformschule der Künste in Weimar findet das Jubiläum bundesweit Beachtung. Bauhaus in Stuttgart, Dresden, Essen. Schon gibt es kritische Stimmen, die fragen, ob das Bauhaus im Westen denn tatsächlich so enge Bezüge geschaffen hat. Im Museum Folkwang beantwortet man diese Frage mit einem klaren Ja.
Nicht nur, weil Bauhaus-Vater Walter Gropius schon früh einen engen Austausch mit dem Museumsgründer Karl-Ernst Osthaus gepflegt hat. Auch Lyonel Feiniger, dem man nun die erste von insgesamt drei Kabinett-Ausstellungen widmet, ist mit der Folkwang-Geschichte eng verbunden. Der deutsch-amerikanische Künstler, den Gropius 1919 zum ersten Meister am Bauhaus bestellt und dessen Holzschnitt „Kathedrale“ auch das Titelblatt des Bauhaus-Manifestes ziert, wird im selben Jahr auch erstmals im damals noch in Hagen beheimateten Museum Folkwang ausgestellt. Auch in den Jahren nach der Bauhaus-Schließung 1933 wird Feiniger noch mehrfach im Folkwang präsentiert. Heute verfügt man in Essen bundesweit nicht nur über das einzige Gemälde aus der berühmten Gelmeroda-Serie mit dem spitz in den Himmel ragenden Kirchturm, sondern über rund 60 Arbeiten auf Papier, eine Spielzeugstadt und weitere Leinwandarbeiten. Das Gemälde „Scheunenstraße“ sowie weitere Zeichnungen und Aquarelle wurden dem Museum während der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 entrissen. „Die Schau spiegelt auch ein Stück Sammlungsgeschichte wider“, betont der neue Folkwang-Direktor Peter Gorschlüter.
Die von Folkwang-Kuratorin Nadine Engel zusammen mit Tobias Burg gestaltete Kabinett-Ausstellung zeigt 33 Feininger-Arbeiten aus dem Folkwang-Bestand, die zwischen 1910/11 und 1929 entstanden. Dazu gehören auch frühe Karikaturen, die Feininger in Zeitungen veröffentlicht und sich damit Geld für Aufenthalte in London, Rom, Paris verdient, wo er Künstlern wie Delaunay und Matisse begegnet.
Aus dem spitzen Stift wird so allmählich der breite Pinsel. Die Folkwang-Schau zeigt eines der frühen Gemälde, das Dorf Alt-Sallenthin, mit dem Feininger 1913 in der legendären Galerie „Der Sturm“ von Herwarth Walden vertreten ist. Einflüsse des Kubismus und Konstruktivismus prägen in den folgenden Jahren seine Arbeiten. Doch sprechen nicht nur die Architekturbilder mit ihrer prismatischen Brechung der Formen und den übereinandergelegten Farbschichten auch eine eigene Formensprache, manifestiert sich die Verbindung zum romantischen Ideengut immer wieder in dem Wunsch, das Gesehene zu transzendieren.
Bühnenwelten im Museum
Grafik, Malerei und Plastik werden dabei zu gleichberechtigten Teilen seines Werks. Die interdisziplinäre Arbeitsweise, die Idee von der Einheit der Künste — sie ist der unwiderrufliche Brückenschlag zwischen der Reformschule im Osten und der Folkwang-Institution im Westen. Eine Parallele, die in den nächsten Ausstellungen weiter belegt werden soll.
Auf Feininger folgen ab dem 28. April „Bühnenwelten“, die sich mit der Bedeutung der Bühnenkultur am Bauhaus beschäftigen. Im September dann gehört das Folkwang-Kabinett Technik-Pionier László Moholy-Nagy, der 1922 ebenfalls am Folkwang ausgestellt hatte und kurz darauf ans Bauhaus berufen wurde. Dass seine Werke später zu den ersten Ankäufen der noch jungen Fotografischen Sammlung am Museum Folkwang gehören, wird auch Thema sein.
Konzerte und Vorträge als Begleitveranstaltungen
Die Kabinettschau „Bauhaus am Folkwang. Lyonel Feininger“ ist bis zum 14. April zu sehen. Öffentliche Führungen gibt es jeweils samstags, 15 Uhr. Zur Kuratorenführung lädt Nadine Engel am 18. Januar, 18 Uhr.
Zu den vielen Begleitveranstaltungen gehört auch das Konzert „Bauhaus polyphon“. Am 13. April, 16 Uhr, erklingen Kompositionen von Lyonel Feininger, Ferrucio Busoni, Eric Satie und Arnold Schönberg.