Essen. Die Arbeitsagentur Essen geht davon aus, dass es am Arbeitsmarkt weiter gut läuft und die Arbeitslosenzahl weiter abnimmt. Wer davon profitiert.
Weiter gute Aussichten für den Essener Arbeitsmarkt: Die Arbeitsagentur geht davon aus, dass die Arbeitslosenzahl in diesem Jahr erneut sinkt. Erstmals seit vielen Jahren, so die Prognose, könnte die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt sogar nur noch einstellig ausfallen. „Ein Spaziergang wird das aber nicht“, betonte Arbeitsagenturchefin Andrea Demler. Denn um dies zu erreichen, müsse besonders die Langzeitarbeitslosigkeit weiter deutlich abgebaut werden. Auch gebe es bei einigen Konzernen wie Innogy und Karstadt noch Fragezeichen, wie sich unternehmerische Entscheidungen auf den hiesigen Arbeitsmarkt auswirken werden. Trotz insgesamt guter Wetterlage „sehe ich auch einige Wolken“, so Demler.
Sozialer Arbeitsmarkt startet in Essen
Bereits im vergangenen Jahr sank die Zahl der Arbeitslosen im Jahresschnitt um gut 1800 auf unter 31.900. Die Erwerbslosenquote nahm um 0,8 Punkte auf 10,6 Prozent ab. Die Werte sind noch vorläufig, weil die Dezemberzahlen noch nicht berücksichtigt sind. Trotz des recht deutlichen Rückgangs der Arbeitslosigkeit gehört Essen immer noch zu den Schlusslichtern in NRW. „Wir haben einen hohen Sockel an Arbeitslosen, an denen die gute wirtschaftliche Entwicklung vorbeigeht“, so die Agenturchefin.
Demler setzt deshalb vor allem auf die Einführung des neuen sozialen Arbeitsmarktes, der am 1. Januar gestartet ist. Der Bund fördert mit diesem Modell allein in Essen über 600 Jobs für Arbeitslose. In Frage kommen dafür Menschen, die in den vergangenen sieben Jahren mindestens sechs Jahre lang Hartz IV bezogen haben. In Essen betrifft das rund 14.000 Männer und Frauen. Das größte Problem wird jedoch sein, Unternehmen zu gewinnen, die die Langzeitarbeitslosen auch einstellen. Demler spricht zwar von einem „Rundum-sorglos-Paket“ für Arbeitgeber. Allerdings gelte es, große Vorurteile zu überwinden, räumt sie ein.
Über 80 Prozent leben in Hartz IV
Im vergangenen Jahr waren von den rund 31.900 Arbeitslosen in Essen über 26.000 beim Jobcenter gemeldet und bezogen somit Hartz IV. Das sind 82 Prozent aller Arbeitslosen. Von den 26.000 wiederum waren fast 13.400 Männer und Frauen ein Jahr und länger ohne Job. Das ist nach wie vor eine sehr hohe Zahl. Allerdings sank auch sie um 8,6 Prozent. Somit profitierten auch Menschen mit schlechteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt von der guten wirtschaftlichen Entwicklung in Essen.
Neben dem weiteren Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit hat sich die Arbeitsagentur weitere Ziele für 2019 gesetzt: So soll zum einen die Jugendarbeitslosigkeit deutlich gesenkt werden. Die Agentur plant dafür, noch stärker als bisher ihre Berufsberater vor Ort in die Schulen zu schicken. Zum anderen wird die Agentur deutlich mehr Geld für Weiterbildung in die Hand nehmen, um Arbeitslosen einen Berufsabschluss zu ermöglichen. „Wenn sich jemand qualifizieren möchte und es auch Sinn macht, wird es nicht am Geld fehlen“, kündigte Demler an. Allein das Mehr an Weiterbildung dürfte sich auch auf die offizielle Arbeitslosenstatistik auswirken. Denn diese Teilnehmer werden dann nicht mehr als arbeitslos gezählt. „Es geht uns um individuelle Förderung und nicht darum, Menschen in Maßnahmen zu verstecken“, reagierte Demler auf eine häufiger geübte Kritik an der offiziellen Statistik.