Essen. . Essen ist der einzige Agenturbezirk in NRW, in dem die Arbeitslosenzahl im Oktober zugenommen hat. Wie die Arbeitsagentur den Anstieg erklärt.

Der bundesweite Herbstaufschwung am Arbeitsmarkt hat sich in der Essener Arbeitslosenstatistik nicht niedergeschlagen. Während bundes- wie auch landesweit die Arbeitslosigkeit im Oktober weiter sank, ist Essen in NRW der einzige Arbeitsagenturbezirk, in dem die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat gestiegen ist. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,2 Punkte auf 10,4 Prozent.

Die Arbeitsagentur macht dafür statistische Effekte verantwortlich. „Am Arbeitsmarkt sehe ich keine Einbrüche. Im Gegenteil“, bekräftigte die Chefin der Arbeitsagentur Andrea Demler. Die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Wirtschaft sei weiter hoch. Im Oktober fanden 1845 Arbeitslose einen Job. „Das ist weiterhin ein hoher Abgang, der zeigt: Es geht etwas am Markt“, so Demler weiter.

Niedrigster Oktober-Wert seit 17 Jahren

Zum Statistiktag im Oktober waren 31.224 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Vergleicht man die Oktoberwerte der vergangenen 20 Jahre, ist das zwar die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 17 Jahren. Und dennoch ist die Oktoberstatistik getrübt: Denn im Vergleich zum Vormonat September sind das 727 Arbeitslose mehr – ein Plus von 2,4 Prozent. Landesweit hingegen ging die Arbeitslosigkeit um 2,1 Prozent zurück, im Ruhrgebiet um 1,6 Prozent.

Dass Essen dem Trend nicht folgen konnte, erklärt die Arbeitsagentur so: Beim Jobcenter seien im Oktober viele arbeitsmarktpolitische Maßnahmen ausgelaufen, ohne dass es für die Teilnehmer sofort eine Folgemaßnahme gab. Das heißt: Wenn der Tag, an dem die Statistik erhoben wird, zwischen dem Ende einer Maßnahme und der nächsten liegt, werden die Teilnehmer als arbeitslos gezählt. „Im Oktober haben sich deutlich mehr Teilnehmer nach einer solchen Maßnahme arbeitslos gemeldet“, betonte Demler.

Viele Menschen in Essen sind in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen

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© Helge Hoffmann

Ohne diesen Effekt hätte auch Essen sinkende Arbeitslosenzahlen präsentieren können. „Das ist natürlich sehr bedauerlich. Aber ich gehe davon aus, dass sich dies im nächsten Monat schon wieder anders darstellt.“

Was der statistische Effekt vor allem zeigt: Der Essener Arbeitsmarkt ist stark von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wie Aus- und Fortbildungen, Ein-Euro-Jobs etc. abhängig. Daran ändert auch die gute wirtschaftliche Lage nichts. „Das große Problem ist und bleibt die hohe Langzeitarbeitslosigkeit. Wir brauchen daher die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, um für die Betroffenen Chancen aufzubauen“, sagte Demler. Sie setzt vor allem auf den neuen sozialen Arbeitsmarkt, der ab 2019 Langzeitarbeitslose in geförderte Jobs bringen soll.

Rechnet man in Essen jene Jobsucher hinzu, die Aus- und Fortbildungen absolvieren oder in Trainingsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs stecken, dann würde die Arbeitslosenzahl deutlich höher liegen, nämlich bei 46.206 Personen. Die Arbeitslosenquote betrüge 14,8 Prozent. Das Positive: Auch diese Zahl ist im Vergleich zum September wie auch zum Vorjahr gesunken.