Essen-Rüttenscheid. Bezirksbürgermeister teilt die Bedenken der IG Rüttenscheid zum Wegfall zweier Parkplätze in bester Geschäftslage. Kritik an der Stadtverwaltung.

Im Streit um die Standorte der E-Ladesäulen in Rüttenscheid fühlt sich die Bezirksvertretung II übergangen. „Grundsätzlich finde ich die Umstellung auf Elektromobilität wichtig und richtig“, sagt Bezirksbürgermeister Gerd Barnscheidt (SPD), „bei den Standorten hätten wir aber gern ein Wörtchen mitgeredet. Schließlich sind die Bezirksvertretungen bei allen Fragen anzuhören, die das Ortsbild betreffen – das ist bei den Ladesäulen also definitiv der Fall.“

Die für Rüttenscheid zuständige Bezirksvertretung II war nach der Entscheidung über die Ladesäulen-Standorte vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Nach Meinung von Umweltdezernentin Simone Raskob im Gespräch mit dieser Zeitung hätte es „Jahre gedauert“, wenn die Stadtteilpolitiker zu den stadtweit über 150 Standorten angehört worden wären.

Ladestation am Stadtwaldplatz soll ebenfalls oft verwaist sein

Das weist Gerd Barnscheidt entschieden zurück: „Wir hätten binnen kürzester Zeit einen Ortstermin gemacht, hätten die Standorte abgewogen und vielleicht den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag gemacht.“ Barnscheidt kritisiert ebenso wie Rolf Krane von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid die fehlende Verhältnismäßigkeit: „Speziell in Rüttenscheid ist beim Thema Parken Fingerspitzengefühl gefragt“, findet Barnscheidt. Auch am Stadtwaldplatz finde sich eine seiner Ansicht nach oft verwaiste E-Ladestation. „Die Menschen wissen dann oft gar nicht, wie sie sich verhalten sollen. Deswegen denke ich auch, dass die E-Ladeplätze besser beschildert sein müssten.“

Auch Rolf Krane hatte betont, er sei keineswegs generell gegen das Aufstellen weiterer Ladestationen und die damit verbundene Bereitstellung von Parkraum für E-Autos. Doch müsse dies nicht mitten im Geschäftszentrum sein, wo Parkraum an der Rüttenscheider Straße extrem rar sei und von Kunden und Geschäftsleuten benötigt werde.

IGR-Chef Krane von Grünen als „Schutzheiliger fossiler Mobilität“ beschimpft

Dies gelte umso mehr, da man beobachten könne, dass schon die vorhandenen Ladestationen in Rüttenscheid keineswegs ausgelastet seien. Die Rüttenscheider Grünen hatten Krane daraufhin als „Schutzheiligen fossiler Automobilität“ beschimpft. Die E-Mobilität benötige zu ihrem Durchbruch eben ein gewisses Überangebot an Ladesäulen, so die Grünen.

Für Barnscheidt ist die nachrangige Beachtung der Stadtteilpolitik nichts Neues. Dass die Bezirksvertretung in vielen Fällen gar nicht gefragt werde, ziehe sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit. „Das war bei den Standorten für die Mega-Light-Boards so und wiederholt sich jetzt. Dabei sind wir ja keine Verhinderer. Wir kennen uns aber vor Ort aus und wissen daher, welche Standorte geeigneter wären – so dass allen im Stadtteil gedient ist.“

Im Nachhinein ist kein Widerspruch bei den Standorten mehr möglich

Gern hätten er und seine Mitstreiter sich näher mit dem Thema befasst. „Mich würden zum Beispiel die Planungszahlen interessieren, auf deren Grundlage E-Ladestationen nun zustande gekommen sind“, sagt Barnscheidt.

Die Möglichkeit, im Nachgang noch Widerspruch einzulegen oder die Standorte gar ganz zu verhindern, hat die Bezirksvertretung nicht. Allerdings wolle man beim nächsten der halbjährlich organisierten Treffen mit Oberbürgermeister Thomas Kufen den Umgang mit den Stadtteilparlamenten in Essen einmal mehr zur Sprache bringen. „Mehr“, sagt Barnscheidt, „können wir nicht tun, als immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir stärker eingebunden werden“.