Essen. . Soll die Verkehrswende gelingen, müsse die Stadt der E-Mobilität Vorrang einräumen, sagte OB Kufen bei der Eröffnung einer von 150 Ladesäulen.
Anlässlich der offiziellen Eröffnung der ersten von stadtweit 150 neuen Ladesäulen für Elektroautos in der Innenstadt hat sich Oberbürgermeister Thomas Kufen am Montag zur Kritik geäußert, der Ausbau der Infrastruktur gehe dort, wo Parkraum besonders knapp sei, zu Lasten von Parkplätzen für alle anderen Autofahrer. Kufen nannte diese Kritik berechtigt, sagte aber auch: „Wenn wir die Verkehrswende wollen, dann müssen wir der E-Mobilität Vorrang einräumen.“ Niemand werde etwas weggenommen, so Kufen wörtlich. Ersetze doch jedes neue Elektro-Auto eines mit Verbrennungsmotor.
Der OB reagierte damit auf Äußerungen von Seiten der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR). Deren Sprecher, Rolf Krane, hatte erklärt, Parkplätze in Geschäftszentren wie Rüttenscheid seien zu wertvoll für Ladevorgänge, nachdem auf der Rüttenscheider Straße eine weitere Ladesäule errichtet worden war.
150 Ladesäulen sollen bis Mitte des Jahres stehen
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist aus Sicht der Stadt hingegen auch unter dem Eindruck drohender Fahrverbote für Dieselfahrzeuge und ältere Benziner dringend geboten. Da kommt es für die Stadtspitze wie gerufen, dass sich mit dem Essener Energieversorger Innogy und dem Berliner Anbieter Allego gleich zwei Firmen angeboten haben, weitere Ladesäulen im Stadtgebiet aufzustellen. 150 sollen es bis Mitte des Jahres sein.
Essens Umweltdezernentin Simone Raskob sprach von einem „bedarfsgerechten Ausbau“ und von einer „Huhn-und-Ei-Debatte“. Raskob spielte damit auf die Diskussion an, ob es zuerst weiterer Ladestadionen bedürfe, um die Nachfrage nach Elektro-Autos zu beschleunigen. Auf Seiten der Stadt und ihrer Partner aus der Wirtschaft ist man davon überzeugt. Hildegard Müller, bei Innogy als Vorstand zuständig für Netz und Infrastruktur, nannte das Ladesystem entscheidend für die Frage, wie schnell sich E-Mobilität durchsetzen solle.
Künftig soll es vier Stunden Ladezeit geben
Noch bewegt sich deren Anteil auf niedrigem Niveau. Stand November waren in Essen 2082 Elektro- und Hybridfahrzeuge zugelassen davon 489 reine Elektroautos. Das sind 97 mehr als noch einen Monat zuvor. Im Rathaus wertet man das als aufmunterndes Signal.
Sollte die Zahl rasant steigen, könnten bald weitere Ladesäulen hinzukommen. Das Amt für Straßen und Verkehr hat dafür ein 200 mal 200 Meter großes Raster über das Stadtgebiet gelegt. Unternehmen, die eine Ladestation aufstellen, können sich um eine dafür notwendige Sondernutzungserlaubnis bewerben. Liegt pro Raster mehr als eine Bewerbung vor, wird gelost. Kann der Betreiber nachweisen, dass die Ladestation zu mehr als 70 Prozent genutzt wird, darf innerhalb des 200-Meter-Rasters eine weitere Ladesäule aufgestellt werden. Wo genau im öffentlichen Raum entscheidet der Betreiber. Pro Ladesäule werden zwei Stellplätze für E-Autos reserviert. Die Dauer des maximalen Ladevorganges soll erhöht werden von zwei auf vier Stunden. Im Frühjahr will die Stadt dazu ein Konzept vorlegen.