Essen. . Für 2019 muss die Evangelische Kirche in Essen mit weniger Geld rechnen. Die Zahl der Gemeindeglieder sinkt um 2500 pro Jahr. Fusionen stehen an.
Mit weniger Geld als bislang muss künftig die Evangelische Kirche in Essen auskommen. Das liegt an der weiter sinkenden Zahl von Gemeindemitgliedern im Stadtgebiet. Thomas Caspers-Lagoudis, Vorsitzender des Finanzausschusses des Kirchenkreises, rief am Wochenende die Evangelische Kirche dazu auf, sich 2019 „noch intensiver“ mit Strategien zu beschäftigen, die die Kosten senken könnten.
Das geht aus einem Bericht über die letzte Tagung der Kreissynode in Rüttenscheid hervor. Die Kreissynode ist das Kirchenparlament und besteht aus Vertretern der 27 Gemeinden im Stadtgebiet.
2500 Gemeindemitglieder pro Jahr weniger
So erfuhr die Synode, dass die Zahl der evangelischen Christen in Essen, die Kirchensteuern zahlen, weiter rückläufig ist – sie sank von 141 847 (Ende 2016) auf 139 269 (Ende 2017). Obwohl wegen der allgemein guten Wirtschaftslage der Ertrag der Kirchensteuer sogar leicht steigt, muss die Evangelische Kirche in Essen im Jahr 2019 auf rund 800 000 Euro im Vergleich zum laufenden Jahr verzichten. Ihr bleiben rund 24 Millionen Euro, in 2018 sind es noch 24,8 Millionen. Etwa 75 Prozent davon bekommen die Gemeinden, anteilig je nach Zahl der Gemeindeglieder.
Bislang können Defizite aufgefangen werden
„Das ist jetzt nicht dramatisch und kann aus unseren Rücklagen ausgeglichen werden“, kommentiert Stefan Koppelmann, Sprecher der Evangelischen Kirche in Essen. Aber: „Man geht derzeit davon aus, dass in drei Jahren ein großer Einbruch erfolgt.“ Dann sei die Grenze erreicht, an der Bestehendes angesichts weiter schwindender Mitgliederzahlen nicht mehr finanziert werden könne. Koppelmann: „Die für 2020 angestrebte Fusion der Gemeinden in Bredeney und Margarethenhöhe wird sicherlich nicht die letzte bleiben.“ Ganz allgemein geht man derzeit davon aus, dass die Evangelische Kirche in Essen in 15 Jahren mit rund einem Drittel weniger der Mittel auskommen muss, die jetzt noch zur Verfügung stehen.
Überlegungen, wie man künftig damit umgehen soll, gibt es längst: So will man ab 2019 den Gemeinden weitere Anreize geben, über ihre Grenzen hinaus zu denken. Superintendentin Marion Greve kann dem sogar etwas abgewinnen: „Für die Gemeindeglieder wird das Angebot vielfältiger, wenn sich Kirchengemeinden miteinander auf diese Weise vernetzen.“ Im Kern gehe es darum, nah dran zu bleiben an den Sorgen und Hoffnungen der Menschen, Kontakt mit denen zu bekommen, die zweifelnd, ablehnend oder gleichgültig auf die Kirche schauen und welche neuen Formate und Begegnungen es dafür bedarf. „Ich glaube, dass der Blick über die Gemeindegrenzen hinweg wichtig ist, wenn wir diese Fragen kreativ beantworten wollen“, so Greve
Ein Pilotprojekt gibt es im Essener Norden: Pfarrerinnen aus Schonnebeck haben Teile der Arbeit übernommen, die eigentlich Pfarrer in Katernberg leisten sollten. Nur: Dort ist die Zahl der Gemeindemitglieder so weit gesunken, dass die Zahl der Pfarrerstellen reduziert werden musste.
Die Idee: Auch, wenn die Zahl der Gemeindeglieder unter eine gewisse Größe fällt – eine volle Stelle gibt es bei 3000 Gemeindegliedern –, bleiben die Pfarrstellen dann erhalten, wenn die Arbeit über die Grenze einer Gemeinde hinausgeht. Das soll ab 2019 noch stärker praktiziert werden.
Finanzielle Spielräume nutzen
Weiter will die Evangelische Kirche „noch vorhandene finanzielle Spielräume nutzen“, so Stefan Koppelmann, um neues Publikum zu erreichen: Die Evangelische Telefonseelsorge soll künftig auch per E-Mail erreichbar sein, und die junge Glaubens-Initiative „Raumschiff Ruhr“ erhält eine gemeindepädagogische Fachkraft. „Raumschiff Ruhr“ gibt es seit Mai 2016, trifft sich regelmäßig im Keller der Marktkirche und denkt über neue Formen des Gottesdienstes nach und darüber, wie man junge Leute für die Kirche gewinnen kann.
„Die demografische Entwicklung wird dazu führen, dass die rheinische Kirche bis zum Jahr 2030 etwa ein Drittel Mitglieder weniger haben wird. Im gleichen Zeitraum erwartet man eine Halbierung der Finanzkraft der Kirche“, sagt Sprecher Stefan Koppelmann. Es gibt also sehr viel zu tun.