Essen. . In der Erlöserkirche soll die Schuke-Orgel erweitert werden. Für die Realisierung des ehrgeizigen Projekts braucht es 675.000 Euro: und Sponsoren
Für Kantor Stephan Peller ist es nicht weniger als ein „Jahrhundertprojekt“. Die Orgel der Evangelischen Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen soll saniert und erweitert werden. Was beim ersten Hinhören recht nüchtern und technokratisch klingt, dürfte eines der ehrgeizigsten Projekte sein, das die Essener Orgellandschaft in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Mit immerhin 675.000 Euro wird die Erneuerung der Schuke-Orgel veranschlagt. Und dass dafür kein einziger Euro Kirchensteuer fließen soll, ist für die Planer in Zeiten wie diesen selbstverständlich.
Die Kirchengemeinde Holsterhausen steht hinter dem Plan wie der Kirchenkreis und die Landeskirche. Rund 20 Prozent der Kosten will die Gemeinde selber durch Rücklagen aus dem Verkauf der alten Lukas-Orgel und Benefizaktionen als Grundstock einbringen. Nun müssen sich noch genügend Sponsoren finden, die dem ambitionierten Projekt möglichst rasch ihre Unterstützung zusagen. Denn Ende 2019 will man Kassensturz machen: Reichen dann die zugesagten Mittel für den großen Plan, an der Friedrichstraße auf die Version „Erlöser 4.0“ getauft? Oder wird am Ende nur eine Sanierung zum Erhalt der 60 Jahre alten Schuke-Orgel möglich sein?
„Der Klang der erweiterten Orgel wird weit über die Stadtgrenzen hinaus begeistern“
Dass etwas passieren muss, haben Gutachter der Gemeinde schriftlich gegeben: Schmutz und Schimmel haben das neobarocke Instrument ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie Holzschädlinge. Die Steuerung der Register ist defekt, die Orgelpfeifen bekommen nicht mehr genügend Wind. Und durch den zu hohen Stimmton ist die alte Schuke-Orgel weit entfernt von jener „Universalorgel“, die man sich für die künftigen Jahrzehnte erträumt. Mit Folgen für das Programm. „Konzerte mit anderen Orchestern und Soloinstrumenten sind derzeit nahezu nicht mehr möglich“, bedauert Kantor Stephan Peller, der die Kirchenmusik in der Erlöserkirche seit 1995 betreut. Dort singen die Kantorei und der „Gospel & More“- Chor. Vor allem der renommierte Bachchor, der 2019 sein 125-jähriges Bestehen feiert, gilt als musikalisches Aushängeschild. Doch das Konzert-Repertoire ist derzeit weitgehend auf barocke Musik begrenzt. Werke von Reger, Brahms oder Mendelssohn Bartholdy seien an der Orgel einfach nicht spielbar.
Hoffen auf ein weiteres „musikalisches Juwel“ der Stadt
Um in die „neuen Dimensionen der Kirchenmusik“ zu gelangen, die Pfarrer Joachim Greifenberg erhofft, braucht es also Unterstützung. An prominenten Fürsprechern mangelt es dabei nicht. Für Superintendentin Marion Greve ist die Erlöserkirche eine der „Leuchtturmkirchen mit dem Schwerpunkt Musik im Kirchenkreis“. Für sie ist Kirchenmusik ohnehin „ein wichtiger Beitrag für das gesellschaftliche Leben in unserer Stadt.“ Auch OB Thomas Kufen würdigt die Erlöserkirche als „eine der herausragenden Landmarken der Kulturmeile in Essen, für den Rektor der Folkwang-Universität, Andreas Jacob, wäre die erneuerte Orgel ein weiteres „musikalisches Juwel“ der Stadt. Ob es am Ende funkelt, liegt nun an den Spendern.
In der Erlöserkirche ist man zuversichtlich, dass es gelingt. Der Zeitplan für die Umgestaltung der Orgel ist jedenfalls schon mal gemacht. Mitte oder Ende 2021 könnte es losgehen, die Fertigstellung ist für Ende 2022 avisiert. Und vielleicht wird man die Gemeinde zu Weihnachten dann auch mit jenen warmen und romantischen Klangfarben begrüßen können, die im Kirchenraum bislang rar waren.
Erlöserkirche feiert 2019 den 110. Geburtstag
Die Erlöserkirche zählt zu den schönsten großen Evangelischen Kirchen des Rheinlands. 1909 wurde sie eingeweiht, im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigt.
Der Architekt Hugo Kükelhaus gab dem Innenraum Mitte der 1950er Jahre ein neues und bis heute prägendes Gesicht. Mit Hilfe der Steag konnte der Innenraum 1998/99 komplett saniert werden.
Die Orgel der Firma Schuke wurde 1957/58 eingebaut. Sie soll nun erneuert werden.