Essen. . Stephan Peller ist Kantor, Kirchenmusiker und Leiter mehrerer Essener Chöre. Die Erlöserkirche hat er zu einer ersten Konzertadresse gemacht.
Kantor, Kirchenmusiker und Chorleiter zu sein, das allein ist schon eine erfüllende Aufgabe. Aber Stephan Peller fasst seine Arbeitsbeschreibung noch viel weiter: „Ich bin auch Pädagoge, Seelsorger und Wegbegleiter.“ Seit über 20 Jahren erledigt er diese Ämter-Fülle mit der ihm eigenen Einfühlung und Begeisterungsfähigkeit in der Erlöserkirche. Das Haus an der Ecke Goethestraße/Bismarckstraße hat Peller geprägt und er das Haus.
Dass mancher heute schon scherzhaft davon spricht, in „St. Peller“ zu musizieren, spricht für die große Leidenschaft, die der 50-Jährige mit seinem Amt verbindet. Kirchenmusik, das klingt bei dem gebürtigen Gelsenkirchener nicht nach staubigem Gesangbuch und akademischer Andacht. Für Peller ist Musik eine Botschaft, die nicht unbedingt durch absolute Perfektion, sondern durch Herz und Hingabe zu den Menschen spricht.
Drei Chöre verbreiten diese Botschaft an der Erlöserkirche unter seiner Leitung: der renommierte Bachchor mit seiner über hundertjährigen Geschichte, die Kantorei Holsterhausen und das Ensemble „Gospel & more“. Mit der Entscheidung, neben Händel, Bach und Mendelssohn auch Spirituals und Popsongs zu dirigieren, hat Peller vor 15 Jahren manchen vielleicht genauso überrascht wie mit der Entscheidung, die Leitung des Polizeichores zu übernehmen. Die „singende Hundertschaft“ ist eine Institution im Essener Kulturleben, die regelmäßig zu großen Konzertreisen aufbricht und bei den Weihnachtskonzerten bis zu 6000 Gäste in die Philharmonie lockt.
Die Sänger sollen glücklich sein
Ausverkauft sind auch die meisten Konzerte des Bachchores in der Erlöserkirche. Peller, der an der Folkwang-Hochschule studiert hat und schon mit Ende 20 als Kantor der Erlöserkirche eine der Top-Kirchenmusikerstellen der Republik bekam, weiß um die besondere Bedeutung des Ortes mit seinem imposanten, von Hugo Kükelhaus umgestalteten Kirchenraum, dem Lichterkranz unter der Kuppel und den 1000 Plätzen. „Das will gefüllt werden. Mit ganz viel Seele, nicht mit Arroganz“, sagt er. Von musikalischem Drill, von elitärer Anlage und strenger Auslese hält er nicht viel. Lieber fragt er seine Sänger nach der Probe, ob sie auch erfüllt und glücklich nach Hause gehen. Für negative Schwingungen hat er feine Antennen. „Seelsorgerische Verantwortung macht einen guten Kirchenmusiker aus“, sagt Peller.
Festkonzert zum Reformationstag
„Luthers Kraft in Musik“ ist das Festkonzert zum Reformationstag überschrieben, das Peller und der Chor „Gospel und More“ am 31. Oktober in der Philharmonie mit einer modernen Luthermesse von Michael Schütz gestalten.
An der zentralen Feier der Ev. Kirche sind auch der Chor der Auferstehungskirche, der Kinderchor des Kirchenkreises Essen, die Essener Kantorei an der Kreuzeskirche und das Essener Barockorchester beteiligt.
So wundert es nicht, dass seine musikalische Arbeit regen Zuspruch findet. Allein der Bachchor zählt rund 130 Aktive, 100 davon stehen auf der Bühne, wenn beispielsweise Haydns „Schöpfung“ am 19. November auf dem Programm steht oder das Weihnachtsoratorium, das sie in diesem Jahr mit allen Kantaten singen werden.
Dass sich Solisten erster Güte heute für ein Konzert verpflichten lassen wie die namhaften Instrumental-Ensembles, hat sicherlich auch mit jener positiven Schwingung zu tun, die Peller verbreitet. Nach einer schweren Tumor-Erkrankung, die ihn vor zwei Jahren für Monate aus dem aktiven Musikleben herausgerissen hat, habe sich das Emotionale in seiner Arbeit weiter verstärkt. Die „Lebensströme“, die ihn tragen, sind gespeist von der Lebendigkeit und der Vielfalt seiner Aufgaben. „Ich lebe Kirche“, sagt er. Und das soll auch so weiter gehen. Da ist die Vision, die Schuke-Orgel der Erlöserkirche in den nächsten Jahren zu modernisieren und zu vergrößern. Eine neue Aufgabe für den Kantor, Kirchenmusiker und Chorleiter.