Essen. . Mitarbeiter des Recyclinghofes in Altenessen werden beleidigt, bedroht und sogar attackiert, beklagen die Entsorgungsbetriebe Essen.

Nicht nur Rettungssanitäter und Feuerwehrleute müssen erleben, dass sie bei Einsätzen angefeindet oder bedroht werden. Auch die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) stellen fest, dass sich verbale und auch tätliche Übergriffe auf ihr Personal häufen. Auf dem Recyclinghof in Altenessen vergehe kaum ein Tag, an dem Mitarbeiter nicht beschimpft oder angepöbelt würden, berichtet Betriebsleiter Heinrich Bahrenberg. „Ein Kollege wurde zu Boden geworfen. Auch das gab es schon.“

Dass sich jemand im Ton vergreift und ausfallend wird, das habe es immer schon gegeben, sagt Heinrich Bahrenberg. Schließlich kann es auf dem Recyclinghof schon mal hektisch zugehen. Doch seit einiger Zeit ist der Ton rauer geworden. Denn die Kundschaft hat sich verändert. Nicht nur alteingesessene Handwerksbetriebe entsorgen Gewerbeabfälle an der Lierfeldstraße, sondern auch Betriebe aus Polen, Rumänien oder Bulgarien.

Seit im Baugewerbe der Meisterbrief kein Zwang mehr ist, bedienen sich Firmen gerne Subunternehmer aus Osteuropa. Seit Inkrafttreten der neue Gewerbeabfallverordnung häuften sich Konflikte. Bauschutt, Dämmung, Elektroleitungen etc. müssen bereits auf der Baustelle sortiert werden. Nur dann werden sie am Recyclinghof angenommen. Unter den Handwerkern aus Osteuropa hat sich das offenbar noch nicht weit genug herumgesprochen. „Die stehen dann hier, mit Säcken voll unsortierter Abfälle und müssen wieder umkehren. Dann knallt’s“, berichtet Bahrenberg.

Mitarbeiter verzichten aus Angst darauf Anzeige zu erstatten

„Man muss schon aufpassen, was man sagt“, bestätigt Thomas S., seit 1994 bei der EBE beschäftigt, seit drei Jahren an der Lierfeldstraße. „Das macht keinen Spaß mehr.“ Seinen vollen Namen will der 56-Jährige lieber nicht in der Zeitung sehen. Laut Bahrenberg verzichteten Mitarbeiter, die bedroht oder gar tätlich angegriffen worden seien, auch aus Angst darauf, Anzeige zu erstatten.

Der EBE-Betriebsleiter sieht allen voran die Bau-Innung gefordert. Dort heißt es, man habe keine Handhabe gegen Firmen, die sich nicht an die Abfallverordnung halten. Info-Veranstaltungen für ausländische Subunternehmen organisiert die Innung nicht.

Die Entsorgungsbetriebe setzen auf Deeskalation: Lieber die Faust in der Tasche machen

Die Entsorgungsbetriebe setzen auf Deeskalation. Bereist vor zwei Jahren seien die Mitarbeiter des Recyclinghofes darin geschult worden, was zu tun ist, wenn es brenzlig wird, sagt Margarethe Pösken, bei der EBE zuständig für das betriebliche Gesundheitsmanagement. „Da heißt es dann auch mal, die Faust in der Tasche zu machen.“ Die Schulungen sollen erneut angeboten werden, dann auf freiwilliger Basis für alle EBE-Beschäftigten.

Betriebsleiter Heinrich Bahrenberg hat sich bereits in Sachen kulturelle Unterschiede fortgebildet. Denn Probleme habe es auch mit Kunden aus dem arabischen Raum gegeben. Von einem EBE-Fahrer, der aus Marokko stammt, habe er erfahren, dass es Ältere gar nicht schätzten, wenn sie von einem Jüngeren angesprochen oder gar zurechtgewiesen werden. Das sei für sie Ausdruck mangelnden Respekts.