Essen. . Mit dem „Raumschiff.Ruhr“ wollen die Protestanten junge Kreative ansprechen. Pfarrerin Rebecca John Klug bringt frischen Wind in die Marktkirche.

Eine gemütliche alte Couch mit passender Retro-Stehlampe daneben, eine handgefertigte Kommode aus Euro-Paletten, ein großer Tisch mit geschmierten Broten darauf – viel braucht es nicht, um einen Ort zu schaffen, an dem man sich wohlfühlen kann. Es ist „#orbit“-Zeit im Raumschiff.Ruhr, Zeit für „Stullen und Segen“.

In der Marktkirche in der nördlichen Innenstadt hat Rebecca John Klug, Pfarrerin und Pionierin, wie sie sich nennt, einen Raum für „Gemeinschaft, Schönheit und Glauben“ geschaffen. Hier finden seit Mai jeden Mittwochabend um 18 Uhr ganz unterschiedliche Essener zueinander, reden, musizieren, fühlen sich wohl in der Gruppe. „Wir empfinden uns bewusst als Teil der evangelischen Landeskirchen, wollen uns aber fragen: Wie kann Kirche sonst noch sein?“, erklärt Rebecca John Klug.

"man kann sein wie man ist"

Die 32-Jährige wirkt erfrischend anders, entspricht nicht dem klassischen Pfarrerinnen-Bild, und will das scheinbar auch gar nicht, ebenso wenig wie das Raumschiff.Ruhr dem klassischen Bild der Kirche entsprechen soll. „Das Raumschiff ist ein Pionierversuch, eine neue Form des Glaubens zu finden.“ Nach ihrem Vikariat, der Pfarrerausbildung, in Essen, absolvierte Klug ihren Probedienst in der Jugendkirche in Düsseldorf. Von dort sind ihr Sarah und Nadine gefolgt, sie fahren jeden Mittwoch vom Rhein an die Ruhr, „weil Becky das schon in Düsseldorf so toll gemacht hat.“

Kirsten aus Bedingrade findet mittwochs im Raumschiff den „Moment in der Woche, zu sagen: Man kommt an, man kann sein wie man ist“. Um 20 Uhr geht die Gruppe, einige neu, einige schon von Beginn an dabei, in den blauen Westchor der Marktkirche. Kirsten spielt Gitarre, es gibt Momente der Stille und des Gebets. In eine silberne Schale kann jeder einen Zettel mit seinem Gebet hineinwerfen, der Reihe nach wird jeder später von einem anderen vorgelesen. Das ist das „#orbit“, in dem man zur Ruhe kommen kann.

#orbit“ ist fester Bestandteil

„Ich wollte bewusst keine Predigt an diesen Abenden halten, aber es gibt spirituelle Elemente“, erklärt die Pfarrerin. Wären diese Elemente nicht da, würden sie fehlen, sagt Kirsten.

„Wir wollen junge Erwachsene ansprechen, die auf der Suche sind, zwischen Abschluss und dem ersten im Leben, was sie fest bindet“, sagt John Klug. Sie seien kein soziales Projekt, sondern „ein Raum für junge Kreative“. Dass ab und an auch mal ein Obdachloser zum Abendessen dazu stößt, störe aber nicht. Denn schließlich liegt die Kirche mitten in der Stadt.

Rebecca John Klug ist derzeit mit einer halben Stelle angestellt, ab September wird sie von einer weiteren halben Kraft unterstützt. Fester Bestandteil des Raumschiffs sind derzeit nur das „#orbit“ am Mittwochabend und ein Grillabend, der kommenden Sonntag ab 18 Uhr zum ersten Mal stattfinden soll. Weiteres wird sich in den nächsten Wochen entwickeln: John Klug ist offen für Ideen: „Wir sind kein feststehendes Gebilde.“