Essen-Rüttenscheid. . SPD und CDU wollen am Mittwoch im Kulturausschuss über die Zukunft des kleinen Theaters im Girardethaus beraten, die ernsthaft in Gefahr ist.

Die Zukunft des Katakombentheaters ist so ungewiss wie nie: SPD und CDU wollen daher am Mittwoch im Kulturausschuss den Weg für eine mögliche Rettung des kleinen Theaters ebnen. In einem gemeinsamen Antrag fordern sie von der Verwaltung einen detaillierten Bericht, der Aufschluss über die finanzielle Situation des Theaters gibt. Gleichzeitig soll die Stadt aufzeigen, ob und wie bislang nicht verwendete Haushaltsmittel für den Erhalt des Theaters genutzt werden können.

Laut Kazim Çalisgan, der das Theater vor 13 Jahren übernahm und neu konzipierte, ist die Lage existenzbedrohend. „Ich möchte das Wort Schließung eigentlich nicht mal in den Mund nehmen. So sehr macht mir das Angst“, sagt Çalisgan, der vor allem eine Mieterhöhung als Grund für die finanzielle Schräglage nennt. 2013 hatten die Investoren Michael Wanke und Matthias Bahr aus Berlin das Haus übernommen, das seither zu einem Gesundheitsstandort ausgebaut wird.

50.000 Euro Förderung des Landes helfen nicht

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Schrittweise sei die Miete erhöht worden, berichtet Çalisgan: „Mittlerweile sind die Kosten um gut die Hälfte gestiegen. Das halten wir nicht mehr lange durch.“ Seine Hoffnung ist nun, dass die Stadt ihre Zuschüsse für das Theater erhöht, die aktuell bei 20.000 Euro im Jahr liegen. Im vergangenen Jahr hatte auch das Land NRW dem Theater erstmals eine Finanzspitze in Höhe von 50.000 Euro bewilligt. Um die laufenden Kosten zu decken, könne diese Förderung jedoch nicht heran gezogen werden:

„Die Mittel sind natürlich projektgebunden und müssen in unser Bühnen-Programm fließen. Für Posten wie etwa Personalkosten oder Miete dürfen wir das Geld nicht verwenden“, sagt Uri Bülbül, der das Theater mit Çalisgan führt, Er möchte den schwarzen Peter dabei nicht dem Eigentümer des Girardethauses zuschieben: „Der hat ein legitimes Interesse, hier Gewinne zu erwirtschaften. Es ist eher an der Politik zu entscheiden, ob und wie die Stadt sich hier eine interkulturelle Bühne leisten möchte.“ Der vorherige Eigentümer des Girardethauses habe nur eine Nutzungsgebühr verlangt: „Das war sehr sozial, darf aber ja nicht erwartet werden.“

Interkulturelles Theater als Ort der Offenheit

Zumindest auf dem Papier wird die Arbeit der beiden Theatermacher anerkannt: So sprechen CDU und SPD in ihrem Antrag vom Katakombentheater als „Institution von überregionaler Bedeutung“. Das liegt in erster Linie an der interkulturellen Ausrichtung, die Çalisgan und Bülbül konsequent verfolgen: Von Einblicken in die afrikanische Kultur und Jazz-Festivals über Weltmusik-Veranstaltungen und Oriental-Jazz bis hin zum spanischen Abend mit Flamenco und Tanz: Auf der kleinen Bühne im Keller des Girardethauses ist seit Jahren die ganze Welt zu Hause.

Bülbül und Çalisgan wollen, dass das so bleibt, „gerade in Zeiten der Ausgrenzungen und des Erstarkens der rassistischen Ideologien“, wie Bülbül betont: „Wir als interkulturelles Theater leben ja die Vielschichtigkeit, Offenheit und Vielfalt.“