Essen-Rüttenscheid. . Der Eigentümer will das leer stehende Hotel teilweise zu kleinen Büros umbauen. Außerdem soll die Orientierung auf dem Gelände vereinfacht werden.
Die Schließung des Hotels Anfang des Jahres und der Umzug von langjährigen Mietern wie dem Optiker Lunette und dem Schmuckhändler Edel & Echt hatten zuletzt Gerüchte um unruhige Zeiten im Girardethaus befeuert. Tatsächlich steht das Haus vor einigen Umbrüchen: So wollen der Berliner Eigentümer Matthias Bahr und Geschäftsführer Michael Wanke das leer stehende Hotel massiv umbauen und die Außenwirkung der ehemaligen Druckerei ebenso verbessern wie die Orientierung auf dem riesigen Gelände. Im Interview erläutern sie gemeinsam mit Prokurist Johann Linde-Kunz die Pläne.
Sie haben das Girardethaus 2013 übernommen. Welche Bilanz ziehen Sie nach drei Jahren?
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Bahr: Das Haus war schon zu dem Zeitpunkt, als wir es vom Voreigentümer Dietmar Otremba übernommen haben, wirtschaftlich gut aufgestellt und hatte eine niedrige Leerstandsquote. Rechnet man das Hotel, dessen Folgenutzung schon gesichert ist, aus unserer Gesamtfläche von 45 500 Quadratmetern heraus, sind zurzeit zwei Prozent des Hauses nicht vermietet. Generell hatten wir einige Veränderungen, die sich später positiv entwickelt haben. So konnte sich beispielsweise das Fitness-Studio „Health City“ durch den Auszug des Penny-Markts vergrößern.
Dabei vermissen einige Anlieger den Supermarkt. Und Laufkundschaft ist so doch auch verloren gegangen.
Linde-Kunz: Die Bewohner der Mundus-Seniorenresidenz waren wohl traurig, dass sie die Nahversorgung nicht mehr haben. Wir hätten weiter mit dem Supermarkt zusammengearbeitet; dem Discounter war die Fläche aber einfach zu klein. Die Erweiterung des Fitness-Studios passt gut zur Stärkung des Girardethauses als Gesundheitsstandort.
Wollen Sie sich langfristig ausschließlich als Medizin- und Gesundheitsstandort profilieren?
Bahr: Keineswegs, wir wollen weiterhin viele Branchen unter einem Dach vereinen: Die Musikschule hat erst ihren Mietvertrag verlängert, die Tanzschule will sich erweitern. Gesundheit wird aber in den Fokus rücken: So stehen wir kurz vor Vertragsabschluss mit zwei unserer Mieter aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich, die sich ab Mai in einem Teil des ehemaligen Hotels erweitern wollen. Die restlichen 1400 Quadratmeter, die dann noch übrig sind, bauen wir selbst ab Spätsommer zu kleinteiligen Büroflächen mit jeweils 100 bis 200 Quadratmetern um.
Warum wollen Sie an der Nutzung als Hotel nicht festhalten?
Wanke: Die Hotelfläche war in ihrer Raumaufteilung und Ausstattung nicht mehr zeitgemäß. Am Ende hat die große Nachfrage nach Büroräumen zudem gezeigt, das diese Nutzung für das Girardethaus langfristig wirtschaftlicher ist.
Wenn man die Büros denn findet: Viele Besucher klagen über lange Wege und mangelnde Orientierung.
Wanke: Das ist ein wichtiger Schritt in unserer Strukturverbesserung, die wir jetzt angehen. Zunächst werden die Mieter separate Hausnummern bekommen: bislang gilt für alle die Girardetstraße 2-38, was es erschwert, sich zurechtzufinden.
Bahr: In diesem Zuge werden wir uns von Überbleibseln der 1990er-Jahre trennen, etwa die veraltete Werbung an der Fassade entfernen und draußen ein aufgeräumtes Bild schaffen. Bis 2017 soll ein Gesamtkonzept realisiert werden, mit dem wir eine Werbefirma beauftragt haben. Sie soll dem Girardethaus von der Beschriftung über das Logo bis hin zur Internetpräsenz ein einheitliches Gesicht geben.
Soll in diesem Zuge auch der Haupteingang verändert werden?
Linde-Kurz: Die Zugangsbereiche sind sicherlich neu zu strukturieren. Baulich wollen wir das Atrium und die Galerie zwar nicht groß verändern, optisch aber aufwerten.
Bahr: Diese innen liegenden Einkaufspassagen waren vor 20 Jahren modern, wurden aber nie richtig genutzt. Auf Laufkundschaft angewiesene Mieter sind an dieser Stelle sicherlich nicht gut aufgehoben. Auch das Café in der Passage wird in Kürze ausziehen, weil es sich dort kaum mehr gelohnt hat.
Können Einzelhandel und Gastronomie im Girardethaus – auch in Konkurrenz zur Rü – überhaupt funktionieren?
Linde-Kurz: In unseren Außenlagen sicherlich schon, wo Parkplätze zur Verfügung stehen: etwa direkt im Hof oder an der Seite zur Rüttenscheider Straße. Der Irish Pub ist dafür ein gutes Beispiel. Im Haus selbst funktionieren nur ergänzende Einzelhandelsangebote und solche, die gezielt angesteuert werden – etwa eine Apotheke oder ein Orthopädiehaus. Wir stehen bereits in Gesprächen mit einigen Interessenten, die in das Atrium ziehen möchten und sicher gut zu den niedergelassenen Ärzten dort passen.