Essen. . Die Abendrealschule Eiberg richtet sich an junge Erwachsene, die ihren Abschluss nachholen oder verbessern wollen. Neu: Unterricht ab 8.45 Uhr.

Sie heißt „Abendrealschule“, doch das hält sie nicht davon ab, vollkommen neue Wege zu gehen: Die „Abendrealschule Eiberg“ bietet künftig Unterricht auch morgens an. Was erst mal nur wie eine mittelmäßige Pointe klingt, ist für eine der unbekanntesten Schulen im Stadtgebiet ein großer Schritt – und dokumentiert den Wandel, die diese Schule seit Jahrzehnten durchlebt.

In den Fünfzigern gegründet als Schule für Arbeiter, die berufsbegleitend ihren Schulabschluss nachholen oder verbessern wollten, hat sich die Schule zu einem Anlaufpunkt entwickelt für Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Schulzeit unterbrochen haben.

Anlaufstelle für jene, die als „schulmüde“ galten

„Zu uns kommen einige, die in der Vergangenheit als ,schulmüde’ galten“, berichtet Schulleiter Jörg Prieß. Jugendliche, die zum Beispiel wegen Mobbing chronische Ängste entwickelt haben oder womöglich auf die schiefe Bahn gerieten – und denen der endgültige Abstieg droht. Auch Menschen mit Migrationsgeschichte spielen mittlerweile eine gewichtige Rolle für die Abendrealschule Eiberg; man kann dort alle Schulabschlüsse der Sekundarstufe I nachholen: Hauptschulabschlüsse nach neun und zehn sowie die Fachoberschulreife, also den klassischen, mittleren Abschluss – mit und ohne Qualifikationsvermerk, der zum Eintritt in die gymnasiale Oberstufe benötigt wird.

Wer ohne jeden Abschluss kommt, wird sofort genommen – und kann die Zeit bis zum regulären Semesterstart mit Vorkursen überbrücken. Mindestalter ist 17, und eine Tätigkeit, sei es ehrenamtliche Arbeit, muss nachgewiesen werden.

Mit dem Umzug kam der Unterricht am Mittag

Als die Abendrealschule vor acht Jahren von Rüttenscheid nach Eiberg in ein ehemaliges Hauptschulgebäude umzog, erweiterte man die Unterrichtszeiten; bot neben dem Abendunterricht ab 17 Uhr auch eine Mittags-Schiene ab 13 Uhr an. Jetzt, ab dem neuen Semester Ende August, kommt eine Morgen-Schiene ab 8.45 Uhr neu hinzu. „Damit wollen wir vor allem alleinerziehende Mütter oder Väter erreichen, deren Kinder in dieser Zeit in Einrichtungen sind“, erklärt Prieß.

Andere Weiterbildungseinrichtungen in Essen, die das Abitur anbieten, sind ebenfalls diesen Weg gegangen und haben ihren Unterricht zeitlich flexibler gestaltet. „Im Blick ist auch immer der Berufstätige, der begleitend seinen Schulabschluss verbessern will“, sagt Prieß. Diese Zielgruppe, die anfangs allein im Blick der Schule stand, gebe es natürlich immer noch – wenngleich sich die Vielfalt der Schülerschaft erheblich verstärkt habe.