Essen. . Künstlerisches Staraufgebot zwischen Geldautomat und Kontoauszug-Drucker. Der Essener Sammler Thomas Olbricht zeigt Werke von Richter bis Schütte

Joseph Beuys darf natürlich nicht fehlen. „Kunst gleich Kommerz“ steht auf der Tafel. Und wo liest sich diese Gleichung passender als in der Schalterhalle einer Sparkasse. Lang war die große, lichte Halle der Hauptzentrale nicht mehr Schauplatz einer dermaßen illustren künstlerischen Zusammenkunft. Der Essener Sammler Thomas Olbricht, der seiner Heimatstadt von Zeit zu Zeit eine Begegnung mit Kunst und Kuriositäten seiner grandiosen Sammlung schenkt und im Museum Folkwang zuletzt mit Gerhard Richters sämtlichen Editionen für Aufsehen sorgte, hat in seinem reichen Fundus gestöbert und eine imposante Auswahl zusammengetragen. „All Artists Make Artworks“ steht den Arbeiten voran, die noch bis zum 11. November am III. Hagen zu sehen sind.

Es ist keine „Peanuts“-Schau, um im Jargon zu bleiben, die der leidenschaftliche Sammler von Briefmarken, Feuerwehrspielzeugautos und Meisterwerken versammelt hat. Thomas Schütte rahmt sie mit Frauen-Bronzen, Gerhard Richter krönt sie mit Kostproben seiner mehr als 50-jährigen Schaffenszeit, Kunstgrößen wie Emil Schumacher, Sigmar Polke oder Gotthard Graubner geben ihr kunsthistorisches Fundament. Es ist keine „Wunderkammer“, die Olbricht da zwischen Geldautomat und Kontoauszug-Drucker eingerichtet hat, aber die Schau lässt einen trotzdem staunen.

Brücken zwischen Zeit und Raum

Denn sie zeigt auf wundersame Weise, wie vermeintliche Brüche gleichzeitig Brücken schlagen können – zwischen Raum und Zeit, an einem Ort, der Wertanlagen doch selten so Esprit-funkelnd und inspirierend herausstellt wie es diese kleine, kompakte Übersichtsschau vermag. Sie reicht vom Heiligen Hieronymus, den ein flämischer Meister des 16. Jahrhunderts gemalt hat, bis zur mickymousigen Kunst von Pop-Art-Altmeister John Wesley. Sie zeigt sehr Altes und auch Neueres, Figürliches und Abstraktes und sorgt im klug gesetzten Gegeneinander für jene Spannung, die die Bilder auf ganz eigene Weise miteinander kommunizieren lässt. Wenn über Ou Yang Chius schwangeren Schneewittchen nebst sieben unschuldigen Zwergen ein zugekniffenes Auge wacht oder Almut Heises hyperrealistisch gemalte Frauen am Sushi-Laufband auf George Condos skurril-kubistische Akte starren.

Der Spaß an der Kunst, die Begeisterung für Entdeckungen und die Lust, diese Freude mit anderen zu teilen, ist dieser kleinen, sehr persönlichen Schau immer mit eingeschrieben. Sie wird gerahmt von Wort-Vitrinen der walisischen Objektkünstlerin Bethan Huws. „All Artists Are Mortal“ heißt es da. Ihre Artworks bleiben manchmal Beleg purer Sammelleidenschaft.

Hier geht es zur Kunst von Thomas Olbricht

Die Ausstellung „All Artists Make Artworks - Werke aus der Sammlung Olbricht“ ist während der Öffnungszeiten in der Sparkasse Essen, III. Hagen 43, zu sehen.

Der Essener Sammler Thomas Olbricht betreibt in Berlin den „me Collectors Room“, wo sich zu Objekten aus Renaissance und Barock Kunst von Goya bis Cindy Sherman gesellt