Essen. . Teilnehmer der Ballon-Horrorfahrt behaupten, dass sich der 72 Jahre alte Essener Pilot zunächst als 60-Jähriger ausgegeben hatte.

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) in Braunschweig stuft den spektakulären Ballon-Crash gegen die 380.000-Volt-Hochspannungsleitung an der Stadtgrenze zu Bottrop als „schwere Störung“ und „Beinahe-Unfall“ ein. Der 72 Jahre alte Ballonpilot aus Essen ist weiterhin nicht erreichbar. „Er will im Moment von dem Vorfall nichts wissen und muss erst mal mit sich selbst fertig werden“, sagt der Fahrer des Begleitfahrzeuges.

Heißluftballon verfängt sich in Hochspannungsleitung

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    Wie berichtet, war der auberginefarbene Essener Heißluftballon am Sonntag vor einer Woche nur sieben Minuten nach dem Start im Revierpark Vonderort gegen die Spitze des 80 Meter hohen Hochspannungsmasten gekracht. Höhenretter der Feuerwehren Essen und Oberhausen mussten die fünf Fahrgäste in einem atemberaubenden, mehr als fünf Stunden langen Rettungseinsatz aus ihrer gefährlichen Lage befreien.

    Nach dem Ballon-Crash habe der Pilot das Fluggerät schnell festgezurrt und gesichert

    Den jungen Teilnehmerinnen dieser Ballon-Horrorfahrt bleibt der Pilot mit gemischten Gefühlen in Erinnerung. Einerseits loben sie die abgeklärte Reaktion des 72-Jährigen und eines weiteren Fahrgastes. Die beiden Männer hätten den Korb unmittelbar nach dem Zusammenprall mit dem Stahlriesen mit Seilen festgezurrt und in 75 Metern Höhe stabilisiert. Eine geistesgegenwärtige und womöglich lebensrettende Tat. Andererseits verstört sie sehr, dass der Ballonpilot gegenüber der Feuerwehr zunächst offenbar absichtlich ein falsches Alter angegeben hatte. Demnach soll er sich gut zehn Jahre jünger gemacht und sich als 60-jährig ausgegeben haben. Über das Motiv dieser enormen Verjüngung wird nun gerätselt. Erst einen Monat zuvor hatte derselbe Ballon mit dem Kennzeichen „D-OKHP“ in Bochum eine spektakuläre Landung in einem Wohngebiet hingelegt.

    Bundesstelle befragt Augenzeugen

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    Experten der BFU sind dabei, die Ursachen der Horror-Ballonfahrt zu klären. Dazu würden Wetterdaten abgeglichen, die flugmedizinische Tauglichkeit des Piloten und der technische Zustand des Fluggerätes überprüft. Ferner kämen Insassen sowie Augenzeugen auf dem Boden zu Wort. Rudolf Koppitz, der Fahrer des Verfolgungswagens, sagt: „Fallwinde haben den Ballon heruntergedrückt. Als der Pilot ihn erhitzte, um rasch an Flughöhe zu gewinnen, haben Seitenwinde ihn gegen den Hochspannungsmast gedrückt.“

    Einen ersten schriftlichen Ermittlungsbericht kündigt BFU-Sprecher Jens Friedemann für November an. Die Ermittlungen der Polizei gegen den Piloten wegen fahrlässiger Körperverletzung dauern an. Fahrgäste hätten leichte Unterkühlungen erlitten.