Bottrop. . Celine Uhrich gehörte zu den Passagieren des Ballons, der sich im Strommast nahe der A42 verfangen hatte. Wie sie das Unglück überstanden hat.

Knapp fünf Stunden war Celine Uhrich am Sonntag gefangen zwischen Himmel und Erde. Sie hing mit fünf anderen Menschen fest in der Gondel des Ballons, der sich im Strommast an der Essener Straße verfangen hatte. Um 17.32 Uhr passierte der Unfall, um 22.21 Uhr setzte sie ein Höhenretter auf sicherem Boden ab. Über diese fünf Stunden sagt die 19-Jährige im Rückblick: „Es hat sich viel, viel länger angefühlt .“

© Uhrich

Die Ballonfahrt hatten Celine Uhrichs Eltern ihrer Schwester (21) und ihr zu Weihnachten 2016 geschenkt. Mehrfach hatte der Essener Anbieter den Start wegen schlechten Wetters abgesagt. Aber am Sonntag hieß es am Revierpark Vonderort: Leinen los. Es sollte eine einstündige Fahrt werden. Sie dauerte viel länger, auch wenn sie nicht weit führte. Acht Minuten nach dem Start um 17.23 Uhr kollidierte die Gondel mit dem Strommast an der A 42.

„Wir haben noch Witze gerissen“

„Wir haben noch Fotos gemacht und Witze gerissen: Was, wenn wir irgendwo hängen bleiben?“, erinnert sich Celine Uhrich. Da waren sie schon hängen geblieben, gefährlich nahe an den Höchstspannungsleitungen mit 380.000 Volt. Einen Meter weiter links oder rechts, sagen die Höhenretter der Feuerwehr, und es wäre zu einer Katastrophe gekommen. Celine Uhrich wusste sehr gut um die Gefahr: Sie arbeitet beim Stromversorger Westnetz.

„Der Ballonfahrer und ein Freund haben kühlen Kopf behalten“, berichtet die 19-Jährige über die dramatischen Minuten nach der Kollision. „Ich weiß gar nicht, wo die Seile herkamen, aber sie haben damit den Korb gesichert.“

Die Feuerwehr, sagt sie, war gefühlt „ganz schnell da“ und versuchte zunächst eine Kontaktaufnahme per Megafon. Aber: „Wir konnten doch nicht so laut schreien, dass sie uns da unten gehört hätten.“ Über das Handy ihrer Schwester kam die Verbindung dann zustande.

Zunächst hätten die vier jungen Frauen sich auf den Boden der Gondel gelegt. Bald ging das nicht mehr: „Je später der Abend wurde, desto schräger lag der Korb. Wir mussten uns mit aller Kraft festhalten.“ Trocken fügt sie hinzu: „Da wurde ich noch nervöser.“

Die Rettung zog sich hin

Die Ankunft der ersten beiden Höhenretter der Feuerwehr etwa eine Stunde nach dem Unfall („auch diese Zeit hat sich viel länger angefühlt“) hebt die Stimmung im Korb ein wenig. Die Männer bringen weitere Sicherungen an und sprechen den sechs Menschen in 75 Metern Höhe Mut zu.

Den sollten sie auch brauchen. Denn die Rettung sollte sich hinziehen. Seile und Rettungsgeschirr, sagt die Essener Feuerwehrsprecherin Susanne Klatt, „mussten bis in die Mastspitze transportiert werden. Dieser Einsatz war einer der aufwendigsten in der Geschichte unserer Höhenrettungsgruppe.“

Als dritte Gerettete kam Celine Uhrich endlich in Sicherheit. Da hat sie sich endlich ein paar Tränen gegönnt, bevor sie sich um ihren Freund kümmerte: „Der musste sich das die ganze Zeit von unten ansehen. Er war wohl fertiger als ich.“