Essen. Philipp Noack ist der Neue im Ensemble des Schauspiel Essen und liebt die Klassiker. Dabei wird er immer mal wieder mit Leonardo DiCaprio verwechselt.

Er kommt mit einer Mülltonne in der Hand von Ikea, da ruft eine Frau fassungslos: „Leo“. Und auch nach einer Vorstellung von „Ich rufe meine Brüder“ heißt es nur: „Du siehst ja aus wie Leonardo DiCaprio.“ Seit der Schauspielschule passiert ihm das. Philipp Noack kann es nicht leiden, auf seine Ähnlichkeit mit dem Hollywoodstar reduziert zu werden. Schließlich ist für ihn „Theater das Nonplusultra, Film ein Bonus. Ich brauche das, auf der Bühne zu stehen“.

Anfang der 1990er Jahre war noch keine Rede davon. Die ehemalige DDR vereinigte sich gerade wieder mit dem Westen, was für den Jungen aus dem östlichen Dreiländereck Deutschland Polen und Tschechien jedoch keine Rolle spielte. Der Zittauer kickte im Fußballverein, kletterte im nahen Gebirge, kümmerte sich um Hund, Katze, Hase, spielte Gitarre - bis die Waldbühne Jonsdorf für „Spartacus“ einen Junior suchte. „Da öffnete sich für mich eine neue Welt“, erinnert er sich. Noch nie habe er so eine Leidenschaft für etwas gespürt. Die Bewerbung an der Schauspielschule war geradezu zwangsläufig. Egal, an welcher. „Von Zittau ist alles weit weg.“

Figuren psychologisch angehen

Philipp Noack wurde in Leipzig angenommen. Im Gepäck die Worte des Schauspielers Stefan Migge: „Er hat mir ein Verständnis für das Schauspiel mitgegeben, für den Umgang mit Sprache und für Werte.“ Das Wissen um die Todsünden des Theaters - Eitelkeit, Dummheit, Faulheit - ist längst verinnerlicht. „Ich würde mich nie als Künstler bezeichnen, sondern als Handwerker“, meint der Bodenständige, der sich selbst als sehr körperlichen Spieler sieht. Bühnenerfahrungen sammelte er während des Studiums am Neuen Theater Halle in „Dantons Tod“, „Das Leben des Galilei“ und „Die Räuber“. Er verkörperte den Rebellen Karl Moor und wurde für seine Darstellung im vergangenen Jahr beim internationalen Schauspielschultreffen „Istropolitana Projekt” in Bratislava als bester Schauspieler ausgezeichnet. „Ich fand das Stück extrem spannend. Vor allem mochte ich die große Kraft, die Karl hat. Und ich musste ihn knacken“, erzählt der 23-Jährige. Sein ganz persönlicher Anknüpfungspunkt war die allein gelassene Figur. „Da hat einer das Potenzial, Menschen zu töten, ist aber letztendlich ein verlassener Junge.“

Über Philipp Noack

In der neuen Spielzeit ist Philipp Noack weiterhin in dem Jugendstück „ Ich rufe meine Brüder“ (9. und 24. Oktober) und in Shakespeares „Der Sturm“ (31. Oktober) zu sehen.

Auf die Arbeit mit Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer freut sich der neue Schauspieler bei „Ich habe nichts zu verbergen – Mein Leben mit Big Data” (ab 3. Oktober). Es folgt ein Einsatz in dem Musicalklassiker „My Fair Lady“ (ab 5. Dezember).

Karten unter: 81 22 200

Philipp Noack geht gerne an seine Arbeit „psychologisch heran“. Genau so hat er auch in Essen den Ferdinand in „Der Sturm“ interpretiert, die zweite Rolle seines ersten Engagements. „Ich möchte hier viele Erfahrungen sammeln. Sprachlich interessieren mich mehr die klassischen Stücke“, betont der Debütant, der noch jede Menge Wunschrollen und wenig Zeit für das Saxofonspielen hat. Privat wünscht er sich ein Haus im Wald. „Wohnen mit Sternenhimmel“, sagt er. „Ich habe eben eine große Affinität zum Ländlichen.“