Essen. . Zwölf Wochen dauert es derzeit vom Antrag bis zur Auszahlung des Elterngeldes. Die Stadt Essen räumt Probleme ein und verspricht bald Abhilfe.

Wer dieser Tage in Essen Elterngeld beantragt, braucht starke Nerven – und eiserne Reserven. Zehn Wochen nach der Geburt seines Sohnes habe seine Frau noch immer keine Antwort von der Elterngeldstelle im auch für die Städte Mülheim und Oberhausen zuständigen Versorgungsamt an der Kurfürstenstraße erhalten gehabt – von Geld ganz zu schweigen, erzählt ein junger Vater.

„Wir haben eine dicke Lücke in der Haushaltskasse und können uns als Familie trotz meiner Arbeit kaum über Wasser halten“, sagt der Marketing-Fachmann. Erst nachdem er sich jetzt an das Büro des Essener Oberbürgermeisters Thomas Kufen gewendet habe, sei er angerufen worden: „Es hieß, das sei ein absoluter Ausnahmefall und dass das Geld jetzt komme.“

Von einem Ausnahmefall kann indes keine Rede sein, auch andere Eltern warten lange auf die Bearbeitung ihrer Anträge. Die Essener Stadtsprecherin Silke Lenz bestätigt: „Die Bearbeitungszeit vom Antragseingang des Elterngelds bis zur ersten Auszahlung beträgt aktuell zwölf Wochen. Damit liegen wir in Essen deutlich über dem von der dafür zuständigen Bezirksregierung in Münster aufgestellten Qualitätsstandard von einem Monat.“

Stadt Essen spricht von einer Bearbeitungszeit von zwölf Wochen beim Elterngeld

Wie bitter das sein kann, beschreibt der zitierte Vater, dessen Sohn am 23. Mai zur Welt kam. Gleich nach der Geburt habe er die für den Elterngeld-Antrag nötigen Unterlagen zusammengetragen und sei schon da bei einigen Behördengängen auf eine Geduldsprobe gestellt worden. Am 14. Juni hatte er dann alle Dokumente beim Versorgungsamt eingereicht.

Als er einige Wochen später beim Amt nachhörte, was aus dem Antrag geworden sei, erklärte man ihm, „dass alle Unterlagen vollständig sind, es eine Akte gibt und ich auch einen Bearbeiter habe. Es würde nur noch zwei Wochen dauern.“

Doch auch diese Zeit verstrich, ohne dass etwas geschah. „Meine Frau ist damit weiter mittellos – wir sind aber auf zwei Einkommen angewiesen.“ Das Elterngeld sei doch gerade dafür gedacht, dass junge Familien sich eben nicht mit Existenzängsten plagen müssten.

Stellen für die Elterngeldstelle bereits ausgeschrieben

Auch der Stadt ist klar, wie sensibel die Elterngeldstelle ist – und dass die derzeitige personelle Ausstattung den steigenden Geburtenzahlen nicht gerecht wird. „Um den Service dauerhaft zu verbessern, haben wir in dem Bereich eine Organisationsuntersuchung durchgeführt“, erklärt Stadtsprecherin Lenz. „Diese hat ergeben, dass das vom Land refinanzierte Personal nicht ausreicht, um beispielsweise aktuellen Fallzahl-Steigerungen aufzufangen.“

Nun werde die Stadt 3,5 Vollzeitstellen zusätzlich besetzen, um die Bearbeitungszeiten zu verkürzen. Die gute Nachricht: „Die Stellen sind bereits in der Ausschreibung.“