Essen. . Eine junge Mutter war auf Elterngeld dringend angewiesen. Doch die Bearbeitungszeit liegt bei sechs bis acht Wochen – so geriet die Familie in Not.

Geht es nach dem Bundesfamilienministerium soll das Elterngeld, „nach der Geburt eines Kindes den notwendigen Schonraum für einen guten Start in das gemeinsame Leben mit dem neuen Familienmitglied schaffen“. So hatte sich das auch Michaela Rosenberger erhofft, stattdessen geriet ihre junge Familie zeitweilig in Not.

Michaela Rosenberger hat noch während der Schwangerschaft als Bürokauffrau gearbeitet, zuletzt war sie vier Monate lang arbeitslos. Als ihre Tochter Evelyn am 28. Oktober 2014 zur Welt kam, rechneten sie und ihr Ehemann mit einer Entlastung durch Kinder- und Elterngeld. Letzteres ersetzt den wegfallenden Lohn in Höhe von mindestens 67 Prozent.

„Wir haben sogar Möbel verkauft, um an Geld zu kommen“

Die Rosenbergers haben nach eigenen Angaben beide Leistungen zeitgleich beantragt. „Doch während der Bescheid über das Kindergeld nach wenigen Tagen eintraf, kam kein Schreiben zum Elterngeld – und es kam kein Geld.“ Kurz vor Weihnachten wurde die finanzielle Lage der Familie prekär: „Wir haben sogar Möbel verkauft, um an Geld zu kommen“, erzählt die 24-Jährige. Beim Amt für Soziales und Wohnen bekam sie die Auskunft, dass die Bearbeitungszeit fürs Elterngeld sechs bis acht Wochen betrage. Da ihr Antrag erst am 3. Dezember eingegangen war, lag demnach kein Versäumnis vor.

Unglücklich für die junge Familie traf sich, dass just zu Weihnachten die zweiwöchigen Betriebsferien der Stadtverwaltung begannen: Ihr Antrag blieb liegen. Vergangene Woche wandte sich Michaela Rosenberger nun regelrecht verzweifelt in einer Mail an den Oberbürgermeister: „Da hatten wir keinen Cent mehr auf dem Konto. Wie soll ich mein Kind ernähren?“

Elterngeld und Vätermonate seit 2007

Das von der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf den Weg gebrachte Elterngeld, wird seit Anfang 2007 gezahlt.

Die Leistung wird ein Jahr lang als Lohnersatz gezahlt. Bleibt auch der Mann mindestens zwei Monate beim Kind (Väter-Monate), gibt es 14 Monate Elterngeld.

Hartmut Peltz, der das Amt für Soziales und Wohnen leitet, hat großes Verständnis für die Nöte der Familie: „Wenn Eltern sofort geltend machen, dass sie quasi mittellos sind, bearbeiten wir ihre Anträge besonders zügig.“ In diesem Fall sei das bei der Antragstellung aber nicht deutlich geworden, da der Vater als Kfz-Mechaniker arbeite, die Familie also über ein Gehalt verfüge. Nachdem er von der Dringlichkeit erfahren habe, sei der Antrag jetzt bewilligt, das Geld gehe Anfang dieser Woche auf dem Konto der Rosenbergers ein.

Bearbeitungszeit hänge mit der personellen Situation zusammen

Bei denen hatte sich die Lage inzwischen so verschärft, dass sie beim dafür zuständigen Jobcenter eine Überbrückungs-Leistung beantragen mussten. Am Freitag bekamen sie Einkaufsgutscheine: „Da haben wir Babynahrung und Pampers kaufen können.“

Um so böse Notlagen zu vermeiden, rät Peltz allen werdenden Eltern, das Elterngeld möglichst rasch zu beantragen. Die jetzige Bearbeitungszeit von bis zu acht Wochen hänge mit der personellen Situation zusammen: „Für die Personalbemessung ist hier das Land zuständig, und das hat uns 2014 zwei der elf Stellen gestrichen.“ Er kämpfe nun dafür die Stellen zurückzubekommen: „Dann können die Anträge wieder in drei Wochen bearbeitet werden.“