Essen-Holsterhausen. Am „Park(ing) Day“ werden im September aus mehr als 30 Parkplätzen Räume für Begegnungen. Eine Essener Initiative möchte Veränderungen anstoßen.

„Es gibt da diese historische Postkarte aus Holsterhausen“, sagt Stefan Kohlmann. Schwarzweiß, 100 Jahre alt. „Darauf guckt man die Savigny­straße entlang zur Kirche. Auf dem Mittelstreifen konnte man spazieren gehen, das war ein Boulevard.“ Jetzt blickt Kohlmann auf vier Parkreihen, die Autos stehen dicht gedrängt. Der Holsterhauser gehört zur Gruppe „Fachgeschäft für Stadtwandel“. Sie sorgt jetzt dafür, dass die Savignystraße wenigstens für ein paar Stunden wieder so aussehen wird wie vor 100 Jahren.

Am 22. September wird ein Stück der Straße nahe dem Kirchplatz für den Verkehr gesperrt, die Autos machen Platz für das Leben: Rollrasen wird ausgelegt, ein Bällebad und Sitzgelegenheiten aufgebaut, der Asphalt am „Park(ing) Day“ in eine kleine Parklandschaft verwandelt. Im vergangenen Jahr beteiligte sich die Gruppe „Transition Town“ in Holsterhausen zum ersten Mal im größeren Rahmen am weltweiten Aktionstag. Nun gibt es schon erste Ableger in Essen. Maren Precht vom Projekt „Wir sind Nachbarn“ möchte den „Park(ing) Day ins Nordviertel bringen, um die Menschen auf städteplanerische Konzepte für den öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. Der „Park(ing) Day“ habe dabei eine „spielerische Komponente, man kann experimentieren und gucken, wie man im öffentlichen Raum eine Atmosphäre schaffen kann, die zum Verweilen einlädt“, sagt Precht. „Der Park(ing) Day irritiert positiv.“

„Park(ing) Day“ soll auf Probleme hinweisen

Dass der Wunsch nach mehr Grün, Erholungsflächen und Begegnungsmöglichkeiten mitten in der Stadt nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann, ist den Beteiligten klar. „Aber wir wollen auf das Problem aufmerksam machen. Das Auto wird von der Politik konsequent bevorzugt. Aber wenn jeder sein Auto vor die Tür stellen möchte, geht die Rechnung nicht auf“, sagt Kohlmann, der sich eine andere Nutzung des öffentlichen Raums wünscht. „Ist es gerecht, dass Leute ein, zwei Autos vor der Tür parken, aber jahrelang um ein Fahrradhäuschen gerungen werden muss?“

Ideen für den „Park(ing) Day“ gesucht

Der „Park(ing) Day“ findet in Essen am Samstag, 22. September, statt. Die Ecke Gemarken-/Savignystraße in Holsterhausen ist von 11 bis 21 Uhr das Zentrum der Aktivitäten. Aktionen gibt es auch an der Ecke Rüttenscheider/Martinstraße sowie an der Altenessener Straße 77 im Nordviertel.

Wer sich mit einer Idee oder einem Angebot am „Park(ing) Day“ beteiligen möchte, kann bis zum 15. August eine Mail an ariane.moellmann@initiative-fuer-nachhaltigkeit.de schreiben und sich einen Platz sichern.

Wie der Raum genutzt werden kann, wenn die Autos verschwinden, soll am „Park(ing) Day“ demonstriert werden. Es wird zum Beispiel Spielmöglichkeiten für Kinder geben, Informationsstände für Erwachsene und Live-Musik. Die Aktion wird gefördert von der „Ideenbörse“ der Grünen Hauptstadt und unterstützt von „Transition Town“, dem ADFC, Greenpeace und anderen. Neben dem Ableger auf der Altenessener Straße im Nordviertel vor dem Atelier „VierViertel“, gibt es auch Aktionen auf Parkplätzen an der Ecke Rüttenscheider/Martinstraße. Mehrmals am Tag starten Fahrradtouren durch die Stadt, die die drei Orte verbinden.

Eine Art „Park(ing) Day“ gibt es in Holsterhausen „technisch gesehen jede Woche“, sagt Ariane Möllmann von der „Initiative für Nachhaltigkeit“. Es ist der Markt, für den die Gemarkenstraße gesperrt wird. „Die Leute sollen aber lernen, dass man nicht nur zum Einkaufen rauskommt, sondern auch sonst mal auf der Straße stehenbleiben und sich mit anderen unterhalten kann.“