Essen-Holsterhausen. Sammler Uwe Jünger hat Postkarten mit besonderen Motiven aus dem Essener Stadtteil zusammengetragen. Im Otto-Hue-Haus stellt er sie aus.

Kruppianer verschickten stolz Motive des Werks an Verwandte im ganzen Land, Durchreisende schrieben ihren Lieben zu Hause Karten aus einer Gaststätte. „Nach Solingen, nach Köln, nach Frankreich“, zählt Uwe Jünger auf und blättert durch einen kleinen Teil seiner Sammlung. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Postkarten nach Holsterhausen zurückzuholen. Die alten Ansichten haben es ihm angetan. „Sie zeigen, wie es hier früher aussah, in dem Stadtteil, in dem ich mein Leben verbringe. Das ist spannend.“ Mit einer Ausstellung im Otto-Hue-Haus möchte jetzt auch anderen einen Blick ins alte Holsterhausen ermöglichen.

Der Blick über die Savignystraße auf St. Mariä Empfängnis – im Jahr 1916.
Der Blick über die Savignystraße auf St. Mariä Empfängnis – im Jahr 1916. © Stefan Arend

„Wir haben stundenlang zusammengesessen, ganze Wochenenden überlegt, was wir den Leuten zeigen wollen“, erzählt Uwe Jünger, der die Ausstellung mit Benno Justfelder, dem Holsterhauser Ortsvereinsvorsitzenden der SPD, auf die Beine gestellt hat. Auf 60 Karten haben sich die beiden schließlich aus Platzgründen beschränkt. „Wir hätten noch genug Material für eine weitere Ausstellung“, sagt Justfelder.

Geschichte im Format DIN A6

Nun wird aber erst mal beispielsweise die Kirche St. Mariä Empfängnis zu sehen sein. Der eigentliche Hingucker auf der Karte ist die Savignystraße mit ihrer Mittelpromenade, die von Bäumchen gesäumt wird. Daneben hängen ein Foto der Siedlung Alfredshof, eine 100 Jahre alte Ansicht des Gemarkenplatzes, und dann noch „eine Rarität“, sagt Jünger. „Eine Karte von der Melanchthonkirche, die im Krieg zerstört wurde. Wer die Karte kaufte, hat damit für den Wiederaufbau der Kirche gespendet.“ Jünger sammelt schon seit fast 15 Jahren, aber eine zweite Karte dieser Art sei ihm noch nie untergekommen.

Uwe Jünger (li.) und Benno Justfelder haben die Ausstellung im Otto-Hue-Haus organisiert.
Uwe Jünger (li.) und Benno Justfelder haben die Ausstellung im Otto-Hue-Haus organisiert. © Stefan Arend

Spannend sind für Benno Justfelder nicht nur die historischen Abbildungen, oft lohne sich auch ein Blick auf die Rückseite. „Auf der Postkarte eines Wirtshauses an der Kaupenstraße haben die Wirtsleute zum Beispiel damit geworben, dass man mit gleich zwei Straßenbahnlinien kommen kann – von der Friedrichstraße und von der Plankstraße.“ Das Wirtshaus „Zur Kaupenhöhe“ gibt es heute nicht mehr, und auch die Friedrichshalle, die nebenan stand, ist verschwunden. „Da konnten 1000 Gäste bewirtet werden.“ Geschichte im Format DIN A6.

Um die alten Karten zu finden, greift Uwe Jünger meistens zu den neuen Medien. „Ich gucke viel im Internet, schalte Anzeigen, bei Ebay finde ich manchmal was“, erzählt der Sammler. Mit Holsterhausen habe er sich ein schwieriges Spezialgebiet ausgesucht. „Zu markanten Punkten in der Stadt, zum Beispiel rund um dem Hauptbahnhof, gibt es viel.“ Nach Motiven aus Holsterhausen müsse er aber lange suchen. Bildarchive im Netz oder Fotobände seien für ihn nichts. „Klar kann man sich die Sachen auch abfotografieren und auf den PC laden. Aber ich möchte sie in der Hand haben.“

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Die Ausstellung im Otto-Hue-Haus der Awo, Barthel-Bruyn-Straße 46, wird am Montag, 7. Mai, um 17 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 15. September.

Wer im Keller oder auf dem Dachboden noch alte Postkarten aus Holsterhausen entdeckt, kann sich an Uwe Jünger wenden: 0178 / 96 18 993.