Essen. Obwohl der am Bau der Gruga-Saline beteiligte Statiker warnte, war der Salzgehalt lange zu gering, um Schäden zu verhüten. Interne Ermittlungen.
Der schlechte Zustand des Gradierwerks im Grugapark ist offenbar auf unsachgemäße oder sogar gänzlich fehlende Wartung durch die Gruga-Verwaltung zurückzuführen. Das ergibt sich nach Angaben von Gruga-Sprecher Eckard Spengler aus einer ersten Sichtung der Akten, die allerdings noch Fragen offen lässt.
Der Architekt der seit Monaten gesperrten Saline, Andreas Schröder, hatte sich gegenüber dieser Zeitung überrascht gezeigt, dass die Anlage nach nur 14 Jahren Betriebszeit laut einem Gutachten bereits abrissreif sein soll. Ein Neubau würde demnach rund 700 000 Euro kosten und wäre – wenn überhaupt – erst in einigen Jahren realisierbar, da das Geld vorerst nicht zur Verfügung steht.
„Ein Gradierwerk ist kompliziert, man muss Leute haben, die mit Herzblut dabei sind“
Zu konkretisieren scheint sich der Verdacht, dass der Salzgehalt des an Reisig herabfließenden Wassers über Jahre zu niedrig war und so das Holz nicht vor dem Vermodern geschützt werden konnte. Aus den Akten geht nach Angaben des Gruga-Sprechers hervor, dass der am Bau beteiligte Statiker vor diesem Problem damals ausdrücklich gewarnt hatte.
Warum die Warnung nicht beherzigt und somit die Beschädigung der Anlage befördert wurde, sei nun Gegenstand weiterer interner Ermittlungen. „Ein Gradierwerk ist kompliziert, weil jeder Tag andere Bedingungen bringt, man muss Leute haben, die mit Herzblut dabei sind“, so Eckard Spengler.
War es „nur“ Unkenntnis oder liegt sogar eine Pflichtverletzung vor?
An diesen Leuten hat es in der Gruga-Verwaltung ganz offensichtlich gemangelt, vielmehr blieb das von der Van-Eupen-Stiftung gesponserte Holzbauwerk weitgehend sich selbst überlassen. Wer genau die Verantwortung für die Vernachlässigung trägt, ob es „nur“ an den nötigen Kenntnissen mangelte oder sogar eine Pflichtverletzung vorliegt – all dies ist laut Spengler unklar. Klar sei aber: „Keiner der damals Verantwortlichen ist noch im Dienst.“
Auf jeden Fall werde die Gruga-Verwaltung vor einer möglichen Abrissentscheidung noch eine zweite Gutachtermeinung einholen. Auch Architekt Schröder soll in diesem Zusammenhang gehört werden. Sollte das Gradierwerk nicht mehr zu retten sein – was derzeit Sachstand ist –, entstünde an zentraler Stelle im Grugapark auf Jahre hinaus eine hässliche Lücke.