Essen. . Eine Essenerin machte nach dem Tod ihrer Mutter schlechte Erfahrungen mit einem teuren Bestatter. Nun will sie andere vor Fehlern bewahren.
Bei Ursula Hasselmann mischt sich in die Trauer um ihre verstorbene Mutter auch jede Menge Wut und Enttäuschung. Denn die Bestattung entpuppte sich vor allem als eines: als gutes Geschäft für den Bestatter. Nach ihren Erfahrungen will sie nun andere davor warnen, nicht die gleichen Fehler zu machen. „Schock, Trauer. Man ist im Ausnahmezustand“, sagt sie. Ein Zustand, den Geschäftemacher leicht ausnutzen können. „Es geht nicht um die Würde eines Verstorbenen, sondern um Profit.“
Ursula Hasselmanns Mutter ist im Februar mit 88 Jahren gestorben. Schon einige Monate zuvor war sie schwer erkrankt. „Wir ahnten, dass sie nicht mehr lange leben würde. Aber man schiebt das weg.“ Die Bestattung sollte ein Freund und Bekannter der Familie übernehmen; ein Bestattungsunternehmen aus Bochum. Namentlich will die Essenerin das Unternehmen nicht öffentlich anprangern. „Juristisch ist dem Bestatter nichts vorzuwerfen. Ich habe die Fehler gemacht.“ Dem Bestatter sei zumindest aber moralisch vorzuwerfen, dass er aus allem Geld geschlagen habe.
Essenerin zahlte fast 400 Euro für Vorab-Beratung beim Bestatter
Die Beerdigung kostete rund 9000 Euro, davon gingen knapp 6000 an den Bestatter. „Den Kostenvoranschlag hab ich einfach im Vertrauen unterschrieben.“ Erst als Ursula Hasselmann die Rechnung bekam und die größte Trauer da schon überwunden war, schaute sie sich die Preisauflistung genauer an. „Ich sollte allein für die einstündige Vorab-Beratung fast 400 Euro bezahlen.“ Kranz und Sarggesteck schlugen mit fast 400 Euro zu Buche, der Sarg mit über 3000, die Betreuung durch einen Azubi eine Stunde vor der Beerdigung kostete 300 Euro. Ursula Hasselmann begann, im Internet zu recherchieren und stieß auf viele Fälle, in denen sich Menschen vom Bestatter abgezockt fühlten.
Um es schließlich genauer zu wissen, holte sie sich im Nachhinein zwei weitere Kostenvoranschläge ein. Ein alteingesessener Bestatter aus Kray hätte ungefähr die Hälfte verlangt. Für die Beratung hätte er zum Beispiel gar nichts berechnet, genauso wenig für die Betreuung auf dem Friedhof. „Ich bin mir sicher, dass die Bestattung bei ihm genauso würdevoll gewesen wäre“, ist Ursula Hasselmann überzeugt.
Was die Verbraucherzentrale bei Bestattungen rät
Eine Auseinandersetzung mit dem Bestatter will kein Hinterbliebener. Kaum einer vergleicht oder verhandelt deshalb. Es könnte schließlich gegenüber dem Verstorbenen als pietätlos gelten. Aber ist es das? „Nein“, sagt Manuela Duda, die Leiterin der Verbraucherzentrale in Essen. Denn was nützt eine teure Bestattung, wenn man sich diese am Ende kaum leisten könne. Sie kenne Fälle, in denen sich Menschen wegen einer Beerdigung verschulden mussten. Auch Manuela Duda sagt, dass es große Preisunterschiede bei den Bestattern gibt. Sie unterliegen keiner Gebührenordnung, können die Preise frei bestimmen. Die Verbraucherschützerin rät daher, sich immer zwei bis drei Kostenvoranschläge einzuholen. „Am besten nimmt man Freunde mit. Denn Trauer trübt die Augen“, sagt sie.
Auch müsse man dem Bestatter nicht alle Leistungen übertragen. Kränze und Sarggestecke sind meist beim Floristen des Vertrauens günstiger als beim Haus- und Hoflieferanten des Bestatters. Gleiches gilt für die Danksagungskarten, die man selbst meist günstiger drucken kann. Auch der Weg zum Rathaus für das Abholen der Sterbeurkunde schlägt mit 200 Euro zu Buche und kann von Verwandten oder Freunden übernommen werden.
Ursula Hasselmann hat aus den Erfahrungen gelernt. „Es geht mir nicht um eine Abwertung der Arbeit eines Bestatters. Sondern ich rate jedem Betroffenen nur, auch in einer solchen Ausnahmesituation einen kühlen Kopf zu behalten. So schwer das fällt.“