Essen-Holsterhausen. Familien mit krebskranken Kindern finden in Holsterhausen neben dem Essener Uniklinikum ein „Zuhause auf Zeit“. Die Nachfrage ist riesig.

14 neue Zimmer entstehen gerade im Erweiterungsbau des Elternhauses an der Kaulbachstraße. Die Fertigstellung kann die Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder kaum abwarten. „Wir haben im bestehenden Haus zuletzt noch eines der Wohnzimmer zu einem Schlafzimmer umbauen lassen, weil wir so voll sind – voll, voll, voll“, sagt Lara Krieger von der Elterninitiative. Eltern und Geschwister krebskranker Kinder, die im Universitätsklinikum nebenan behandelt werden, finden hier ein „Zuhause auf Zeit“. Die Nachfrage sei so groß, dass die Initiative streckenweise jetzt schon alle Räume füllen könnte, die gerade entstehen. Am Freitag wurde in Holsterhausen Richtfest gefeiert.

34 Elternzimmer sollen nach Abschluss der Erweiterung insgesamt zur Verfügung stehen. Auch im Neubau wurde zwischenzeitlich etwas umgeplant, anstelle eines Büros wird es ein weiteres Schlafzimmer geben. Über jedes neue Bett ist man an der Kaulbachstraße froh. „Wir rechnen mit der Eröffnung noch in diesem Jahr“, sagt Krieger.

Erweiterung des Hauses kostet 1,8 Millionen Euro

Im Winter kam es auf der Baustelle zu Problemen. „Bei Minusgraden funktionierte der Kleber nicht, mit dem die Steine geklebt wurden, deshalb gab es einen Baustopp“, erzählt Krieger. Die Arbeiter hätten die Verzögerung aber wieder aufgeholt. Derzeit werden die Fenster hergestellt, in einem Monat sollen sie eingebaut werden. Dann geht es an die Sanitär- und Elektroinstallation.

Peter Hennig von der Elterninitiative und  Zimmermann Arno Schumacher.
Peter Hennig von der Elterninitiative und Zimmermann Arno Schumacher. © Carsten Klein

Rund 1,8 Millionen Euro soll die Erweiterung des Hauses letztlich kosten. Die Elterninitiative hatte sich schon damit abgefunden, einen Teil der Baukosten mit einem Kredit zu finanzieren. Eine Spende der Wuppertaler Gert-und-Susanna-Mayer-Stiftung in Höhe von 500 000 Euro schloss dann aber den größten Teil der Finanzierungslücke. Knapp 150 000 Euro seien nun noch offen. „Wir hoffen weiter auf Spender, diese Lücke gibt es noch“, sagt Krieger. „Da das aber Schritt für Schritt finanziert wird, haben wir noch ein bisschen Zeit.“ Notfalls würde man wieder über einen Kredit nachdenken. „Im Moment pokern wir noch“, erklärt Peter Hennig, Vorstandsvorsitzender der Elterninitiative. Die Sparkasse Essen sei bereit für eine Finanzierung, „aber meine persönliche Erwartung ist, dass ich dieses Gespräch nie führen muss.“

Uniklinik-Chef lobt Arbeit der Elterninitiative

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Über das Wachstum des Elternhauses freut man sich auch im Universitätsklinikum. „Eine Krebstherapie von der Dia gnose bis zur Entlassung ist viel komplexer als das, was in einem Krankenhaus passiert“, sagt Prof. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor des Klinikums, mit Blick auf die Arbeit, die im Elternhaus geleistet wird. „Ein großartiger Partner“ sei die Initiative, erklärt Prof. Beate Timmermann, Ärztliche Leiterin des Westdeutschen Protonentherapiezentrums. „Hier werden unsere Familien untergebracht und finden einen Schutzraum.“

>>> Auslastung liegt bei fast 100 Prozent

Das Elternhaus zählte im vergangenen Jahr rund 15 000 Übernachtungen in den 19 Schlafräumen. Die Auslastung hat damit beinahe 100 Prozent erreicht. Familien aus ganz Deutschland und Europa, die mit ihren krebskranken Kindern zur Behandlung ins Universitätsklinikum kommen, finden hier zeitweise ein zweites Zuhause.

Durch den Anbau wird das Essener Elternhaus zur größten Einrichtung ihrer Art bundesweit. Nach Fertigstellung des Neubaus soll die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter aufgestockt werden.