Essen-Holsterhausen. . Grundsteinlegung an der Baustelle Ecke Kaulbach-/Steinhausenstraße. Anbau macht Einrichtung mit 31 Zimmern zur größten ihrer Art bundesweit.

Der Abriss ist beendet, das Fundament gegossen: Wo einst das alte Eckhaus an der Kaulbach-/Steinhausenstraße 55 stand, wächst das neue, dritte Elternhaus der Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder. Gestern wurde der Grundstein für eine Einrichtung gelegt, die nach Fertigstellung im September 2018 bundesweit ihresgleichen sucht.

Der vierstöckige Anbau direkt neben den bereits bestehenden Gästehäusern sorgt künftig für 13 weitere Zimmer, in denen Familienangehörige ein „Zuhause auf Zeit“ finden, während ihre Kinder im benachbarten Universitätsklinikum behandelt werden. Peter Hennig, seit 30 Jahren Vorsitzender der Initiative, erklärt: „Wenn wir hier fertig sind, liegt unsere Gesamtkapazität bei 31 Räumen, 58 Betten plus 13 Kinderbetten. Damit sind wir die größte Einrichtung dieser Art in Deutschland.“

Neubau kostet rund 1,8 Millionen Euro

In den Neubau flossen alle Erfahrungen ein, die die Initiative seit Gründung im Jahr 1983 gesammelt hat. Hennig erinnert sich an das Jahr 1984, als sein Sohn behandelt wurde. „Da blieb meine Frau auf der Station und ich pendelte zwischen Oberhausen und Essen.“ Nach der Arbeit habe er auf einem Gästebett geschlafen.

Die Grundsteinlegung übernahm Peter Hennig (Mitte), Vorsitzender der Elterninitiative, persönlich.
Die Grundsteinlegung übernahm Peter Hennig (Mitte), Vorsitzender der Elterninitiative, persönlich. © Christof Köpsel

Nach intensiven Gesprächen mit Eltern, Ärzten und den Mitarbeitern der Initiative, wurden Lösungen gefunden, um Familien und Patienten bestmöglich zu unterstützen. „Im neuen Trakt planen wir zusätzlich ausziehbare Matratzen ein, da die erkrankten Kinder oft die direkte Nähe zu ihren Eltern suchen“, erklärt Hennig. „Die freiwerdenden Betten können wir für Geschwister nutzen.“ Vier Einheiten werden barrierefrei für Rollstuhlfahrer gestaltet. Auch einen Aufzug wird es geben. Dazu verfügt jedes Zimmer über ein eigenes Bad. Bislang gab es Etagenbäder.

Zahl der Patienten in Essen steigt ständig

Die Konzeption folgt auch der medizinischen Entwicklung des Klinikums. Nicht erst seit Eröffnung des Westdeutschen Protonenzentrums im Jahr 2015 gilt Essen als eine der ersten Adressen für die Behandlung krebskranker Kinder. Bei der Heilung von Netzhauttumoren, unter denen Kinder meist vor dem fünften Lebensjahr leiden, nehme die Uniklinik nicht nur in Deutschland eine der führenden Rollen ein, sondern strahle auch bis nach Süd- und Osteuropa, sagt Prof. Dirk Reinhardt, Direktor der Klinik für Kinderheilkunde.

Wegen der gestiegenen Patientenzahlen habe die Elterninitiative stets an der oberen Belastungsgrenze gearbeitet und sei in Spitzenzeiten in ein Hotel ausgewichen. „Der Anbau ist deshalb sehr wichtig“, betont Bürgermeister Rudolf Jelinek bei der Grundsteinlegung. „Hier schöpfen die Eltern neue Kraft für den nächsten Tag am Krankenbett ihres Kindes.“ Die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Elternhaus wertet Jelinek als „Vorzeigeprojekt“.

Stolz macht Schauspieler Thomas Glup, Schirmherr der Initiative, dass sich das Elternhaus – so auch der 1,8 Millionen Euro schwere Neubau – nur über Spenden finanziert. Aktuell bietet die Initiative „Holzbausteine“ an, die jeder Spender erhält und so symbolisch zum Miteigentümer des Hauses wird. „Bei den ersten Elternhäusern stand zur Einweihung die schwarze Null auf dem Konto. Ich hoffe, das klappt auch diesmal.“

>> ELF FACHKRÄFTE ARBEITEN IM HAUS

Die Essener Elterninitiative verzeichnet in ihren Häusern derzeit rund 13 000 Übernachtungen pro Jahr. Die Angehörigen der jungen Patienten werden dabei auch von elf hauptamtlichen Mitarbeitern fachgerecht betreut. Nach Fertigstellung des Neubaus wird diese Zahl aufgestockt werden.

Info zum Verein: www.krebskranke-kinder-essen.de