Essen. . Die Essener Beschäftigungsgesellschaft EABG hat 2017 deutlich mehr Arbeitslose gefördert. Grund war ein neues Projekt mit dem Jobcenter.

Die Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG) hat im vergangenen Jahr so viele Arbeitslose betreut und qualifiziert wie selten zuvor. 2860 Frauen und Männer nutzten im Schnitt pro Monat die Angebote des städtischen Tochterunternehmens. Das waren fast 70 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Für den gewaltigen Anstieg ist eine „riesige Maßnahme zusammen mit dem Jobcenter“ verantwortlich, betonte EABG-Geschäftsführer Ulrich Lorch am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Seit April 2017 bietet das städtische Jobcenter mit der EABG das Projekt Kontakt-Center an. Es richtet sich an Hartz-IV-Empfänger, die schon länger als acht Jahre keinen Job mehr haben und auch seit vielen Jahren kein Angebot mehr vom Jobcenter erhalten haben. 2000 Plätze gab es dafür im vergangenen Jahr. Für die EABG war der Jobcenter-Auftrag damit selbst eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: Nicht nur, dass sie neue Flächen anmieten musste. Sie stellte auch 40 neue Mitarbeiter für die Betreuung der Langzeitarbeitslosen ein.

Für die Arbeitslosen ist das Angebot freiwillig. Wer die Maßnahme ablehnt oder abbricht, müsse keine Sanktionen befürchten, so Lorch. Damit sei zumindest sichergestellt, dass man nur diejenigen Langzeitarbeitslosen erreicht, die motiviert sind. Eine herausfordernde Aufgabe sei es dennoch. Im Durchschnitt waren die Teilnehmer 2017 über neun Jahre arbeitslos. Viele davon ohne Schul- und Berufsabschluss und mit durchgängigem Hartz-IV-Lebenslauf. „Die Teilnehmer sind extrem weit entfernt vom Arbeitsmarkt. Es geht in vielen Fällen deshalb ersteinmal darum, eine feste Tagesstruktur zu schaffen. Also morgens aufstehen und zur Arbeit zu gehen“, sagte Geschäftsführer Hartmut Kütemann-Busch. Inhaltlich geht es nicht um die verrufenen Bewerbungstrainings. Sondern zu den Angeboten gehören Seminare, wie „Ein neuer Blick durch Fotografie“, „Stadterkundung “ oder „Stärken entdecken“.

Wer nicht mehr erscheint, bekommt auch Besuch von den EABG-Mitarbeitern. „Der Betreuungsaufwand für uns ist groß“, betonte Lorch. Deshalb hat das Jobcenter die Zahl der Plätze in diesem Jahr um 500 auf 1500 gesenkt. Somit kommen jetzt weniger Arbeitslose auf einen EABG-Betreuer.

Umschüler schwieriger zu finden

Von den 2067 Teilnehmern insgesamt haben rund 80 nach der Maßnahme und einem anschließenden Ein-Euro-Job wieder Arbeit gefunden – befristet. „In Relation ist das eine kleine Zahl. Aber für jeden Einzelnen eine Perspektive“, so Lorch.

Insgesamt fanden im vergangenen Jahr 624 Männer und Frauen nach einer Qualifizierung bei der EABG, Umschulung oder nach einem Ein-Euro-Job wieder einen Job. Das sind sieben Prozent mehr als im vergangenen Jahr „und ein deutlich besseres Ergebnis als in den letzten Jahren“, sagte Lorch.

Der gut laufende Arbeitsmarkt kommt damit auch bei den Langzeitarbeitslosen an. „Der Arbeitsmarkt nimmt auch Menschen auf, die bisher noch keine Chancen hatten“, meinte der EABG-Chef. Die Kehrseite: Für mehrjährige Umschulungen sei es schwieriger geworden, Teilnehmer zu finden. Firmen gingen dazu über, Helfer einzustellen. Lorch: „Wer ein solches Angebot bekommt, ist nicht bereit, sich 28 Monate auf die Schulbank zu setzen.“ Nachhaltig sei diese Denke nicht. Denn wenn es am Arbeitsmarkt wieder schlechter läuft, werden Ungelernte die ersten sein, die wieder arbeitslos sind, befürchtet er.