Essen. . Die städtische Beschäftigungsgesellschaft EABG will in diesem Jahr mit 200 Langzeitarbeitslosen beginnen. Wie wichtig ist der Wahlausgang?
An der Zipfelstraße in Bergeborbeck blicken sie dem Ausgang der Landtagswahl am kommenden Sonntag mit besonderer Spannung entgegen. Dort befindet sich der Sitz der EABG, der städtischen Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft. Ihr kommt eine besondere Rolle zu, wenn es darum geht, einen „sozialen Arbeitsmarkt“ in Essen zu etablieren. Oberbürgermeister Thomas Kufen und Sozialdezernent Peter Renzel hatten bereits im März angekündigt, dass sich die Stadt um die Teilnahme an einem entsprechenden Pilotprojekt bemühen wird. Essen war neben Duisburg, Dortmund und Gelsenkirchen aufgefordert worden, ein Konzept vorzulegen. Nun wird es ernst.
Essen hofft auf 12,5 Millionen Euro vom Land
„Am Freitag geben wir den Antrag in Düsseldorf ab“, kündigt EABG-Geschäftsführer Hartmut Kütemann-Busch an. Es geht um 12,5 Millionen Euro aus der Landeskasse. Langzeitarbeitslose, die länger als vier Jahre ohne Beschäftigung sind, sollen eine zeitlich befristete Anstellung bei einer städtischen Gesellschaft bekommen, bei der Evag zum Beispiel. Teilnehmer erhalten einen Arbeitsvertrag, werden nach Mindestlohn bezahlt und während des Projektes über die EABG weiterqualifiziert. Am 1. Juli soll es losgehen. So ist es geplant. Ob es so kommt? Vieles werde davon abhängen, wie die Wahl am Sonntag ausgeht und welche Parteien die neue Regierung stellen werden, ist Kütemann-Busch überzeugt. Denn soviel zeichnet sich den Meinungsumfragen zufolge ab, dass es für Rot-Grün nicht mehr reichen wird.
„Die SPD ist für einen sozialen Arbeitsmarkt“, betont die Aufsichtsratsvorsitzende der EABG, SPD-Ratsfrau Julia Kahle-Hausmann. Auch aus den Reihen der CDU mehrten sich zuletzt die Stimmen, die einen solchen befürworten. OB Kufen hatte sich eindeutig für einen sozialen Arbeitsmarkt ausgesprochen, leidet Essen wie andere Ruhrgebietskommunen doch besonders unter Langzeitarbeitslosigkeit.
Bei der EABG seien sie vorbereitet. Laut Kütemann-Busch hat das Job-Center bereits Kontakt zu potenziellen Teilnehmern aufgenommen. Von 2000 Langzeitarbeitslosen, die für das Projekt in Frage kommen, sollen zunächst 200 eine Chance erhalten, über den sozialen Arbeitsmarkt den Wiedereinstieg in ein geregeltes Berufsleben zu finden. „Wir werden nicht gleich mit 200 Leuten starten, sondern die Zahl im Laufe des Jahres aufstocken“, sagt Kütemann-Busch.
299 Teilnehmer fanden befristete Arbeitsplätze
Das übliche Geschäft bei der EABG läuft nichtsdestotrotz weiter. Im zurückliegenden Jahr konnte die Beschäftigungsgesellschaft 581 Teilnehmer diverser Maßnahme in berufliche Weiterbildung bringen – sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. 299 davon konnten in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden.
Auch wenn sie dort lediglich befristete Arbeitsverträge erhielten, wertet Geschäftsführer Ulrich Lorch dies als Erfolg. „Wir sprechen über Menschen, die in der Kartei ganz unten waren, die kaum eine reale Chance auf Beschäftigung hatten.“