Essen. . Am Freitag findet eine Lehrstellenbörse in der Kreishandwerkerschaft statt. Dort haben Unternehmen 162 offene Ausbildungsplätze im Angebot.
Das Essener Handwerk meldet so viele offene Lehrstellen wie lange nicht. Bei der Lehrstellenbörse der Kreishandwerkerschaft, die am Freitag, 27. April, stattfindet, bieten Handwerksbetriebe noch 162 freie Ausbildungsplätze an. „So hoch war die Zahl noch nie“, sagte der Hauptgeschäftsführer Wolfgang Dapprich. Zwar bilden die Unternehmen wegen der guten Konjunktur auch mehr aus, aber gleichzeitig gebe es große Probleme, qualifizierte Bewerber zu finden.
„Wir müssen feststellen, dass junge Leute keinen Sinn für eine Ausbildung haben, sondern in die Berufskollegs drängen“, so Dapprich. Seit Anfang des Jahres hat die Kreishandwerkerschaft eigens eine Mitarbeiterin dafür eingestellt, die Unternehmen dabei hilft, den passenden Azubi zu finden. Das Interesse bei Schülern zu wecken, sei ein großes Problem, so die ersten Erfahrungen mit diesem neuen Projekt.
Kreishandwerksmeister: Die Situation ist existenzgefährdend
Besonders viele Lehrstellen sind noch in den Berufen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Maler- und Lackierer sowie Elektroniker frei. „In diesen Berufen sind klassische Schulfächer wie Mathe, Physik und Deutsch wichtig. Allerdings bringen die jungen Leute heute immer weniger technisches Verständnis mit“, sagte Kreishandwerksmeister Martin van Beek, der selbst einen Sanitärbetrieb führt. Nach wie vor würden auch die Ernährungshandwerke große Sorgen bereiten, denn nur wenige Jugendliche wollen eine Ausbildung im Fleischer-, Bäcker- oder Konditorenhandwerk beginnen, heißt es.
Van Beek sieht die Entwicklung mit Sorge. „Wir brauchen den Nachwuchs. Die Situation ist mittlerweile über alle Gewerke hinweg existenzbedrohend.“ In den kommenden Jahren werden viele Handwerksmeister in Rente gehen. Bei etwa der Hälfte der rund 5000 Handwerksunternehmen in Essen sind die Inhaber älter als 55 Jahre. „Da kann man sich ausrechnen, dass das die nächsten Jahre zu einen großen Problem wird, einen Nachfolger zu finden“, so van Beek.
Arbeitsagentur hat noch mehr Lehrstellen im Angebot
Die Kreishandwerkerschaft arbeitet deshalb daran, das Image des Handwerks zu verbessern. Dazu soll auch die Lehrstellenbörse dienen, deren Konzept vor zwei Jahren modernisiert wurde. Seither geht es stärker darum, das Handwerk zum Anfassen zu präsentieren. Sie findet von 10 bis 13 Uhr in der Kreishandwerkerschaft, Katzenbruchstraße 71 statt. Eingeladen sind alle Schulabgänger der allgemeinbildenden Schulen, sowie Schüler der Förderschulen und der Berufskollegs. Sie können sich auf der Lehrstellenbörse über freie Ausbildungsplätze informieren. Außerdem werden Azubis ihr jeweiliges Handwerk vorführen, wobei die Besucher sich auch selbst versuchen können. Zudem werden die Arbeitsagentur und das Jobcenter vor Ort sein. Die Arbeitsagentur kann über das Angebot der Lehrstellenbörse hinaus noch über weitere freie Ausbildungsplätze informieren.