Essen. . Die geplante Gustav-Heinemann-Gesamtschule wird nicht 42, sondern mindestens 50 Millionen Euro kosten. Im Boden lagern große Mengen Asbest.
Das seit Jahrzehnten größte Schul-Neubauprojekt in Essen wird immer teurer, obwohl noch kein Stein auf dem anderen steht: Die Errichtung der künftigen Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck kostet nicht, wie ursprünglich veranschlagt, 42 Millionen Euro, sondern mindestens 50 Millionen Euro. Die Zahl der Zweifler wächst, ob der Bezugstermin 2020 überhaupt gehalten werden kann. Dabei war der Neubau bereits im Jahr 2014 vom Rat der Stadt beschlossen worden.
Männer in weißen Anzügen verunsichern Anwohner
Es waren Männer in weißen Schutz-Anzügen, die auf der Baustelle an der Straße Schonnebeckhöfe herumliefen – das irritierte Anwohner, Schüler, Lehrer und Eltern. Heraus kam schon Anfang des Jahres: Im Boden der Fläche, auf der künftig der Schulneubau entstehen soll, ist Bauschutt gefunden worden, der Asbest enthält (wir berichteten).
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„Wir wussten zwar, dass dort Schutt liegt“, berichtet Jasmin Trilling, Sprecherin der Stadtverwaltung. Denn die Fläche auf dem Schulgelände ist im Altlasten-Kataster der Stadt eingezeichnet, diente in den Siebziger Jahren als Ablagestelle für Bauschutt und Hausmüll. Aber: „Das Vorhandensein von asbesthaltigen Abfällen“, so Trilling, „war vor Beginn der Planung nicht bekannt.“
5000 Tonnen asbesthaltiger Schutt im Baugrund
Sage und schreibe 3000 Tonnen sind schon entdeckt und ausgehoben worden, 2000 weitere werden noch im Boden vermutet.
Entsprechend haben sich die Kosten für die Bereitstellung des Bodens jetzt zum zweiten Mal deutlich erhöht – und die Stadt „prüft Regress-Ansprüche“ gegen das Gutachter-Büro, das im Jahr 2013 den Boden vorab untersucht hatte und nicht auf die großen Mengen des verseuchten Schutts gestoßen war. Erst 2017 wurde das Problem bekannt. So war es schon letzten Sommer in einer Vorlage für die Rats-Gremien zu lesen.
Und noch eine Panne treibt die Kosten in die Höhe: Die Bodenplatte, die den gesamten Neubau-Komplex tragen soll, ist als zu dünn berechnet worden – beziehungsweise: Dem Bodengutachter, heißt es in einer Vorlage, sei „ein Fehler bei der Angabe“ einer so genannten „Bettungsziffer“ unterlaufen, die eine entscheidende Rolle für das Tragwerk spielt. Konsequenz: Alles musste neu berechnet werden, die Bodenplatte wird dicker gebaut werden müssen als ursprünglich geplant.
Berge aus Bauschutt liegen auf dem Gelände
Manch einer munkelt: Wäre das Asbest-Problem bekannt gewesen, hätte vermutlich niemand geplant, die Schule an genau dieser Stelle neu zu errichten. Die Großzügigkeit des Grundstücks der Schule, die zulässt, dass ein Neubau in direkter Nachbarschaft zum maroden Bestands-Gebäude in die Höhe gezogen wird, galt bislang immer als absoluter Glücksfall.
Und jetzt? Liegen große mit Asbest-Schutt seit Monaten auf der Baustelle, abgedeckt mit schwarzer Plane. Die Stadtverwaltung informiert, wie bereits berichtet, in dieser Woche die Bürger und Anwohner über ihre Maßnahmen, den Schutt umweltgerecht zu entsorgen: am Donnerstag, 26. April, 19 Uhr, in der Aula, Schonnebeckhöfe 58.