Essen/Bochum/Velbert. Bei einer Razzia gegen Autohehler in Essen, Velbert und Bochum hat die Polizei mehrere Personen festgenommen und Autos sichergestellt.
Eine internationale Bande krimineller Hehler soll von Essen aus gestohlene Autos im großen Stil über einschlägige Internetportale verkauft und so einen massiven Schaden angerichtet haben. Am Montagmorgen setzten Essener Ermittler der Kommission „Offer“ dem gewerbsmäßigen Treiben in gleich mehreren Städten ein Ende. Kripo und Einsatzhundertschaft durchsuchten elf Wohnungen und ein Geschäft in Essen sowie weitere fünf Objekte in Bochum, Velbert, im niedersächsischen Soltau als auch in Antwerpen in Belgien.
Bei der großangelegten Razzia nahm die Polizei 15 Verdächtige im Alter von 20 bis 30 Jahren fest. Neun Haftbefehle konnten vollstreckt werden. Ein weiterer mit internationalem Haftbefehl gesuchter Mann war bereits am 22. Januar am Flughafen in Paris von den französischen Behörden festgesetzt worden.
Ermittler beziffern Schaden auf rund eine Million Euro
Bei der Aktion in den frühen Morgenstunden unter anderem an der Dammstraße in Essen-Freisenbruch stellten die Fahnder neben vier geklauten Autos auch Computer, Schmuck, Uhren und eine ansehnliche Summe Bargeld sicher, sagte Bodo Buschhausen, Chef des Einbruchkommissariats der Essener Behörde.
Den von den deutschen, serbischen und kroatischen Bandenmitgliedern angerichteten Schaden bezifferte Kriminalhauptkommissar Stephan Merscheim, Leiter der Ermittlungskommission, auf rund eine Million Euro.
Wie Oberstaatsanwältin Anette Milk betonte, wird den Männern und mindestens einer Frau gewerbsmäßige Bandenhehlerei vorgeworfen. Werden sie verurteilt, drohen in jedem Einzelfall Haftstrafen von bis zu zehn Jahren.
Blanko-Dokumente bei Einbrüchen in Straßenverkehrsämter erbeutet
Bei den 47 gestohlenen Autos, die hauptsächlich von Essen aus illegal zu Preisen zwischen 25.000 und 30.000 Euro an gutgläubige Abnehmer im Schnitt 2000 bis 3000 Euro unter dem üblichen Gebrauchtwagenkurs weiterverkauft worden sein sollen, „wird da einiges zusammenkommen“, so Milk.
Betrugsopfer haben das Nachsehen
Einige der im Zuge der sechsmonatigen Ermittlungen sichergestellten Autos konnte die Polizei bereits den rechtmäßigen Besitzern übergeben. Die Käufer aber haben als Betrugsopfer das Nachsehen: Den gekauften Wagen müssen sie abschreiben.
Ob die bei der Razzia sichergestellten teuren Uhren und auch einige Unterhaltungselektronik aus Homejacking-Einbrüchen stammen, überprüft die Polizei.
Die meisten der größtenteils hochwertigen Wagen haben unbekannte Diebe und Einbrecher durch das so genannte Homejacking in Deutschland, Belgien und Frankreich beschafft. Die Täter dringen dabei auf der Suche nach Autoschlüsseln in Wohnungen und Häuser ein und fahren mit ihrer Beute davon.
Einige der Fahrzeuge wurden nach Erkenntnissen der Ermittler aber auch auf Parkplätzen von Schwimmbädern gestohlen. Die Kriminellen spionierten ihre Opfer ganz gezielt aus und brachen Spinde auf, um an die passenden Schlüssel zu kommen.
Über Vermittler gingen die Wagen dann an die Bande. Mit gefälschten Papieren, für die bei Einbrüchen in Straßenverkehrsämter erbeutete Blanko-Dokumente verwendet wurden, und neuen Nummernschildern haben die Täter die Autos anschließend zum Verkauf angeboten – und einen entscheidenden Fehler gemacht: Meist manipulierten sie die Fahrgestellnummern nicht, sondern trugen die echten Daten ein. Bei der Ummeldung in der Zulassungsbehörde fiel dann auf, dass die Polizei bereits nach den Autos suchte.