Essen. . Schrotthäuser in der Zink- und Germaniastraße waren Mittwochmorgen erneut das Ziel einer Razzia. In drei Häusern gibt’s ein Kakerlaken-Problem.
- Schrottimmobilien auf der Zinkstraße und ein Problemhaus auf der Germaniastraße waren Ziel einer Razzia
- Mittwoch um kurz nach sechs rückten rund 100 Einsatzkräfte von Stadt und Polizei an
- 34 Kinder unter sechs Jahren leben in den Schrotthäusern
Schon wieder waren die Schrottimmobilien auf der Zinkstraße und ein Problemhaus auf der Germaniastraße Ziel einer Razzia. Mittwoch um kurz nach sechs rückten rund 100 Einsatzkräfte von Stadt und Polizei an.
Die Häuser im Essener Stadtteil Bochold seien in der Vergangenheit immer wieder durch Lärmbelästigung und Beschwerden über Vermüllung aufgefallen, heißt es. In den sechs Häusern mit insgesamt 56 Wohnungen sind 203 Personen gemeldet, aber 68 seien gar nicht angetroffen worden.
Hier starker Schimmelbefall, dort Kakerlaken-Alarm
Verbessert hat sich dort nichts. In einigen Wohnungen trauten die Einsatzkräfte ihren Augen nicht: hier starker Schimmelbefall, dort Kakerlaken-Alarm. Handyvideos zeigen, wie es in einer Spüle nur so wimmelt. Sind es Hunderte Kakerlaken? „Es waren bestimmt sogar Tausende“, sagte ein Augenzeuge.
Die Schrotthäuser werden überwiegend bewohnt von Armutszuwanderern aus den EU-Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien. Sie verdingen sich in Essen als Tagelöhner und Schrotthändler. Oder als Bettler und Taschendiebe. Als EU-Bürger haben sie Anspruch auf Kindergeld und Transferleistungen. Nicht selten werden die Behörden jedoch betrogen und Leistungen erschwindelt. Oftmals sind die Zuwanderer selbst Opfer von Miethaien, die für Matratzenlager Wucherpreise abkassieren.
Mietern wurde das Gas abgedreht
Für widerliche hygienische Verhältnisse in den Schrotthäusern sorgen nicht nur Kakerlaken. Weil bei den Stadtwerken seit längerem, zum Teil sogar hohe Gasrechnungen offen sind, wurde am Mittwoch die Lieferung gesperrt.
Fazit: In keinem der sechs Schrotthäuser kann mehr mit Gas geheizt werden – ausgerechnet jetzt, da der Winter naht und bittere Kälte droht. Wo das Gas abgedreht ist, wird stattdessen mit dem E-Herd und dem Backofen geheizt. Aber auch Stromanschlüsse wurden am Mittwoch gesperrt – wegen unbezahlter Rechnungen.
34 Kinder unter sechs Jahren leben in den Schrotthäusern
„Einige der Wohnungen sind ohne Strom und Gas bei schlechten hygienischen Bedingungen kaum mehr bewohnbar“, räumt Stadtsprecherin Jeannette von Lanken ein. Dies gelte insbesondere für die jüngsten Bewohner. 34 Kinder unter sechs Jahren leben dort, 50 sind zwischen sieben und 18. „Das Jugendamt wird umgehend die Familien gemeinsam mit Sozialarbeitern begleiten, um Gefährdungen des Kindeswohls auszuschließen.“
Die Razzia habe auch Auswirkungen auf den Bezug von Leistungen der Stadt Essen. Alle gemeldeten Personen, die nicht angetroffen wurden, würden aus den jeweiligen Systemen der Stadt abgemeldet und Leistungen ab sofort nicht mehr zugestellt. Außerdem erhalte die Familienkasse Kenntnis über die nicht angetroffenen Familien, die Kindergeld beziehen.
Bereits im Dezember 2016 hatte es an gleicher Stelle eine Razzia gegeben.