Essen. . Auch wenn jedes Gebäude erhalten bleiben soll: In Frohnhausen gibt es zwei Kirchen für eine katholische Gemeinde. Das ist zu viel.

Nicht nur in Schönebeck gibt es seit Monaten eine heftige Diskussion darüber, ob die örtliche katholische Kirche geschlossen werden soll oder nicht. Auch in anderen Gemeinden wird kontrovers und bisweilen erbittert diskutiert. Und so kehrt derzeit auch in Frohnhausen keine Ruhe ein: Am Freitagabend hatte die Großpfarrei St. Antonius im Essener Westen zur Versammlung geladen.

Die St.-Elisabeth-Kirche an der Frohnhauser Straße.
Die St.-Elisabeth-Kirche an der Frohnhauser Straße. © Socrates Tassos

Abgerissen werden muss dort zwar keine Kirche, verspricht Pastoralreferent Markus Tiefensee den vielen Gläubigen: „Wir sind in der verhältnismäßig luxuriösen Situation, alle Gebäude – als Gebäude – erhalten zu können.“ Dazu zählen insbesondere auch die Kirchen der Gemeinden St. Mariä Empfängnis in Holsterhausen, St. Mariä Himmelfahrt in Altendorf und Zur Heiligen Familie auf der Margarethenhöhe. Einzig in Frohnhausen ist die Situation schwieriger. Kaum ein Kilometer Luftlinie trennt dort die Kirchen St. Antonius und St. Elisabeth, beide gelten als alteingesessene und im Stadtteil tief verwurzelte Gotteshäuser. Dennoch: „Wir werden dauerhaft nur eine der beiden Kirchen bespielen können“, stellt Pfarrer Ludger Blasius klar.

Bei manchen fällt der Groschen erst bei der Versammlung am Freitag

Obwohl sich genau das schon seit längerem im Pfarreientwicklungsprozess abgezeichnet hatte, „ist manchen wohl erst so richtig bei der Versammlung der Groschen gefallen, dass wir uns langfristig für eine der beiden Kirchen entscheiden müssen“, meint Mechthild Kloepfer, Gemeinderatsvorsitzende an St. Elisabeth. In einem ursprünglichen Votumsentwurf hatte alles noch ganz eindeutig ausgesehen – ab 2025 sollte St. Elisabeth finanziell in andere Hände gegeben werden, jedoch als Räumlichkeit für gemeinschaftliches Leben erhalten bleiben. Doch dieser Entwurf ist mittlerweile vom Tisch. Stattdessen schiebt man die so unbequeme und stadtteilpolitisch schwierige Frage auf – auf unbestimmte Zeit.

Klar ist nur, dass bis 2030 eine Lösung gefunden werden muss, denn bis dahin soll der Haushalt der Pfarrei ausgeglichen sein. „Wir wissen noch nicht, wie die Situation in zehn Jahren aussehen wird. Daher ist das Ergebnis noch völlig offen“, so Markus Tiefensee. Ein Bekenntnis, in dem Hoffnung mitschwingt? Den vorsichtigen Optimismus, dass sich die Lage – einem biblischen Wunder gleich – doch noch zum Guten wenden könnte, will niemand aufgeben. Eine Arbeitsgruppe soll hierzu tagen. Was dort besprochen wird, ist noch Gegenstand der Planung. Unklar ist auch, welche Argumente und Entwicklungen den Ausschlag für eines der beiden Gotteshäuser geben könnten.

„Lieber das ,Bene-Magazin’ einstampfen“

Selbstredend scheinen sich Angehörige beider Gemeinden vom Bistum zu einer Entscheidung gezwungen zu fühlen. Nicht jeder bringt dafür Verständnis auf. „Vielleicht sollte man lieber das ,Bene’-Magazin eindampfen, anstatt den Gemeinden den Geldhahn abzudrehen“, schlägt eine Versammlungsteilnehmerin aufgebracht vor („Bene“ ist das Bistums-Magazin, Anm. d. Red.).

„Kreativität“ und „Engagement“ als Mittel gegen den Schwund

Von solchen Maßnahmen ist seitens des Bistums jedoch nicht die Rede. Vor allem durch Ehrenamt sollen finanzielle Defizite aufgefangen und gleichzeitig die Pfarrei belebt werden. „Hier ist das Engagement und die Kreativität des Einzelnen gefragt“, weiß Markus Tiefensee. Wortgottesdienste durch Laien oder neue, ausgefallenere Formen der Glaubensfeier – alles ist denkbar. Ob solche Einsparungen die Entscheidung für eines der Kirchengebäude jedoch endgültig obsolet machen, ist ungewiss.