Essen. . 2018 wird das Jahr der Fotografie im Ruhr Museum: Ausstellungen von Albert Renger-Patzsch bis Bernd Langmack.  Und Josef Stoffels Zechenbilder.

2018 wird das Jahr des Abschieds von der Steinkohle. 2018 wird im Ruhr Museum auf der Zeche Zollverein gleichzeitig auch das Jahr der Fotografie. Dass die Dinge zusammengehören, das war immer schon klar. Fotografie und Industrialisierung haben fast zeitgleich ihren Ausschwung genommen, die Fotografie ist unweigerlich zum Leitmedium des Reviers geworden.

Und die Meister des technischen Mediums Fotografie fühlten sich fraglos herausgefordert, wenn sie der imposanten Großtechnik des Steinkohlebergbaus gegenübertraten. Mächtige Fördertürme, kolossale Schachtanlagen, wuchtige Produktivität. Zeichen für Fortschritt, Wachstum, Zukunft.

Damals ein Novum: Die Zeche Germania Dortmund in Farbe, Mitte der 1950er.
Damals ein Novum: Die Zeche Germania Dortmund in Farbe, Mitte der 1950er. © Josef Stoffels/ Ruhr Museum

Am Ende dieser Zeit schaut das Ruhr Museum 2018 noch mal aus verschiedenen Perspektiven auf das Erbe des Bergbaus. Und richtet den Fokus gleichzeitig Richtung Zukunft. Das Ruhr Museum mit seinen über vier Millionen Negativen beherbergt längst das größte und bedeutendste Archiv historischer Fotografien in der Region und soll nun auch über die Grenzen hinaus als Kompetenzzentrum dokumentarischer Fotografie internationalisiert und etabliert werden, so Ruhr Museum-Direktor Theo Grütter. Ausweis dieser Entwicklung sind nicht nur vier Foto-Ausstellungen, die 2018 ein breites Spektrum abdecken. Mit Kongressen, Tagungen und Vorträgen sollen auch Forschung und Lehre künftig weiter in den Ausstellungsbetrieb integriert werden.

Erst in Farbe, dann Schwarzweiß

Den Auftakt macht ab dem 22. Januar eine Ausstellung mit mehr als 300 Fotografien von Josef Stoffels. Den Essener einen Chronisten des Bergbaus zu nennen, wäre zu wenig. Der Industriefotograf, der Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst für das Essener Heimatmuseum oder für die Graphische Anstalt bei Krupp gearbeitet hat, war in vielen Bereichen zu Hause – und der Enzyklopädist der Bergbauwelt schlechthin. Einer, der sich in den 1950ern des ehrgeizigen Auftrags annahm, „Leistungskraft und Leistungswillen des westdeutschen Steinkohlebergbaus“ zu portraitieren. Und zwar in Gänze.

Das tat er zunächst in bunt, eine Sensation zur damaligen Zeit. Als das geplante Buchprojekt der hohen Kosten wegen wieder abgeblasen wurde, startete Stoffels von 1956 bis 1959 eine zweite Bestandsaufnahme, diesmal in Schwarzweiß. 1959 erschien der 300-seitige Bildband „Die Steinkohlenzechen“.

Im Mittelpunkt der aktuellen Schau im Ruhr Museum stehen etwa 160 Aufnahmen von 60 Zechen, die in den 1950er Jahren auf dem Höhepunkt des Bergbaus und unmittelbar vor der Bergbaukrise entstanden, auch wenn von einer „sterbenden Industrie“ damals kaum jemand etwas hören wollte. Stoffels hat diese enorme Zechenlandschaft noch als Ganzes erfasst – Panorama einer verschwindenden Welt, dokumentarisch und sachlich, aber auch repräsentativ und auf Wirkung fotografiert.

Die Bilder nach dem Boom

Für ganz andere Stadtansichten sorgt in diesem Jahr Wolfgang Neukirchner. Der als „dichtender Richter“ bekannte Essener Gerichtspräsident hat nicht nur Riesenhits für Schlagergrößen wie Heino oder Ralf Bendix geschrieben, sondern auch mit der Kamera komponiert. Eine Auswahl seiner Momentaufnahmen zeigt das Ruhr Museum ab März. Ihm folgt Bernd Langmack. Seine Bilder sind schon Ausdruck dessen, was vom Kohleboom übrig blieb: der Strukturwandel und seine Bruchstellen mit Leerstand und Baulücken.

Für den spektakulären Abschluss des Fotojahres 2018 sorgt ab Oktober dann eine große Ausstellung des Fotografen Albert Renger-Patzsch. Der als Pionier der neuen Sachlichkeit gepriesene Renger-Patzsch hat die Region – anders als Stoffels – jahrelang ohne Auftrag erkundet, ganz der schnörkel- bis schonungslosen Darstellung von Realität verpflichtet. Seine Bilder wurden zuletzt in der Münchner Pinakothek der Moderne gezeigt. Nach Angaben von Theo Grütter ist die Schau im Ruhr Museum aber noch um etliche Essener Motive erweitert worden.

Bilder aus dem Stadtbild der Nachkriegszeit

Josef Stoffels. Steinkohlenzechen – Fotografien aus dem Ruhrgebiet“ ist vom 22. Januar bis 2. September im Ruhr Museum auf Zollverein zu sehen.

Neben den Zechen sind auch Auftragsarbeiten für die Industrie, die Essener Messe und das Ruhrlandmuseum zu sehen. Als freier Fotograf dokumentierte Stoffels zudem das Stadtbild von Essen, vor allem in der unmittelbaren Nachkriegszeit.